TPU – Thermoplastisches Polyurethan – 3D Druck Filament

TPU-Filament revolutioniert die Welt des 3D-Drucks durch seine einzigartige Kombination aus Flexibilität und Strapazierfähigkeit. Dieses thermoplastische Polyurethan ermöglicht es Makern, Ingenieuren und Hobbyisten, elastische und widerstandsfähige Objekte zu drucken, die in zahlreichen Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen. Von Handyhüllen über Dichtungen bis hin zu flexiblen Scharnieren – TPU eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der additiven Fertigung. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles Wissenswerte über TPU-Filament: von den technischen Eigenschaften über optimale Druckeinstellungen bis hin zu praktischen Anwendungstipps für perfekte Druckergebnisse.

Inhalt

Was ist TPU-Filament?

TPU steht für Thermoplastisches Polyurethan und gehört zur Gruppe der flexiblen 3D-Druck-Filamente. Im Gegensatz zu starren Materialien wie PLA oder ABS zeichnet sich TPU durch seine Elastizität und Gummieigenschaften aus. Das Material ist eine Untergruppe der thermoplastischen Elastomere (TPE), die bei Erwärmung formbar werden und nach dem Abkühlen ihre Form behalten, dabei aber ihre flexiblen Eigenschaften bewahren.

Wichtige Materialeigenschaften auf einen Blick

TPU vereint die Verarbeitbarkeit von Thermoplasten mit den elastischen Eigenschaften von Gummi. Diese einzigartige Kombination macht es zu einem vielseitigen Material für funktionale Prototypen und Endprodukte. Mit einer Shore-Härte zwischen 60A und 95A bietet TPU verschiedene Flexibilitätsgrade für unterschiedliche Anwendungen.

Technische Eigenschaften von TPU-Filament

Mechanische Festigkeit

Zugfestigkeit: 26-65 MPa
Bruchdehnung: 300-600%
Abriebfestigkeit: Hervorragend

TPU ist extrem widerstandsfähig gegenüber mechanischer Belastung und kehrt nach Verformung in seine ursprüngliche Form zurück.

Temperaturbeständigkeit

Drucktemperatur: 210-240°C
Betttemperatur: 30-60°C
Einsatztemperatur: -40°C bis +80°C

Das Material behält seine Eigenschaften über einen breiten Temperaturbereich und ist sowohl kälte- als auch hitzebeständig.

Chemische Beständigkeit

Ölbeständig: Ja
Fettbeständig: Ja
UV-beständig: Eingeschränkt

TPU widersteht vielen Ölen, Fetten und Chemikalien, benötigt aber UV-Schutz bei Außenanwendungen.

Physikalische Eigenschaften

Dichte: 1,21-1,24 g/cm³
Wasseraufnahme: Mittel (hygrophil)
Shore-Härte: 60A-95A

Die physikalischen Eigenschaften machen TPU ideal für Anwendungen mit direktem Hautkontakt und flexible Komponenten.

Shore-Härte verstehen

Die Shore-Härte ist der wichtigste Indikator für die Flexibilität von TPU-Filament. Sie wird auf der Shore-A-Skala gemessen:

  • Shore 60A-70A: Sehr flexibel, gummiartig (ähnlich wie Radiergummi)
  • Shore 75A-85A: Mittelflexibel, robust (ähnlich wie Schuhsohlen)
  • Shore 90A-95A: Semirigid, formstabil (ähnlich wie Autoreifen)

Je niedriger der Shore-Wert, desto weicher und flexibler ist das Material. Für Einsteiger empfiehlt sich TPU mit Shore 95A, da es einfacher zu drucken ist.

Optimale Druckeinstellungen für TPU

Das Drucken mit TPU erfordert angepasste Einstellungen und etwas Geduld. Die Flexibilität des Materials stellt besondere Anforderungen an den 3D-Drucker und die Druckparameter.

ParameterEmpfohlener WertHinweise
Drucktemperatur (Hotend)210-240°CStart bei 220°C, je nach Hersteller anpassen
Betttemperatur30-60°C50°C für beste Haftung, bei 30°C oft ausreichend
Druckgeschwindigkeit15-30 mm/sLangsam drucken! Kritischster Parameter
Reisegeschwindigkeit30-40 mm/sNicht zu schnell, um Fädchenbildung zu vermeiden
Einzug (Retraction)0,5-2 mm bei Direct Drive
3-6 mm bei Bowden
So wenig wie möglich, Feinabstimmung nötig
Einzugsgeschwindigkeit15-25 mm/sLangsam retractieren
Schichthöhe0,1-0,3 mm0,2 mm als guter Kompromiss
Wandlinien3-4Mehr Wandlinien für höhere Festigkeit
Infill-Dichte20-50%Je nach gewünschter Flexibilität
Lüftergeschwindigkeit30-50%Nicht zu stark kühlen
Profi-Tipp: Die Druckgeschwindigkeit ist der kritischste Parameter beim TPU-Druck. Zu schnelles Drucken führt zu Unterextrusion und Filament-Stau im Extruder. Beginnen Sie mit 20 mm/s und erhöhen Sie schrittweise, wenn die Druckqualität gut ist.

Direct Drive vs. Bowden-Extruder

Direct Drive Extruder

Empfehlung: ⭐⭐⭐⭐⭐

  • Extruder direkt am Druckkopf
  • Sehr kurzer Filamentweg
  • Ideal für flexible Materialien
  • Minimale Retraktion nötig
  • Auch weiches TPU (60A-70A) druckbar

Bester Anwendungsfall: Wenn Sie häufig mit TPU drucken und maximale Flexibilität benötigen.

Bowden-Extruder

Empfehlung: ⭐⭐⭐

  • Extruder am Rahmen montiert
  • Langer Filamentweg durch PTFE-Schlauch
  • TPU ab Shore 95A möglich
  • Höhere Retraktion erforderlich
  • Weiches TPU sehr schwierig

Bester Anwendungsfall: Gelegentlicher TPU-Druck mit festeren Varianten (Shore 95A), wenn Direct Drive nicht verfügbar ist.

Häufige Druckprobleme und Lösungen

Problem 1: Unterextrusion und Lücken

Symptome: Fehlende Materialschichten, Lücken in den Wänden, unvollständige Füllung

Lösungen:

  • Druckgeschwindigkeit auf 15-20 mm/s reduzieren
  • Extrusionsmultiplikator um 5-10% erhöhen (auf 1,05-1,10)
  • Düsentemperatur um 5-10°C erhöhen
  • Prüfen, ob Filament frei abrollt (keine Verknotung)

Problem 2: Filament-Stau im Extruder

Symptome: Extruder-Motor überspringt Schritte, klickende Geräusche, kein Materialfluss

Lösungen:

  • Sofort Druckgeschwindigkeit reduzieren
  • Extruder-Spannung verringern (Filament wird zusammengedrückt)
  • Filamentweg auf Engstellen prüfen
  • Bei Bowden: PTFE-Schlauch auf Verschleiß überprüfen
  • Direct Drive erwägen, wenn Problem wiederholt auftritt

Problem 3: Stringing und Fädchenbildung

Symptome: Feine Fäden zwischen Modellteilen, „haarige“ Oberfläche

Lösungen:

  • Retraktion schrittweise erhöhen (0,5 mm Schritte)
  • Retraktionsgeschwindigkeit auf 20-25 mm/s setzen
  • Reisegeschwindigkeit leicht erhöhen
  • Drucktemperatur um 5°C senken
  • „Combing“-Modus aktivieren (druckt innerhalb des Modells)

Problem 4: Schlechte Betthaftung

Symptome: Druck löst sich, Warping an den Ecken, erste Schicht haftet nicht

Lösungen:

  • Betttemperatur auf 50-60°C erhöhen
  • Haftmittel verwenden (Magigoo, 3DLAC, Haarspray)
  • Erste Schichthöhe auf 150% erhöhen
  • Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht auf 10-15 mm/s reduzieren
  • Brim oder Raft verwenden für bessere Haftfläche

Vor- und Nachteile von TPU-Filament

Vorteile

  • Außergewöhnliche Flexibilität und Elastizität
  • Hohe Abriebfestigkeit und Langlebigkeit
  • Exzellente Stoßdämpfung
  • Öl- und fettbeständig
  • Gute chemische Beständigkeit
  • Breiter Temperaturbereich (-40°C bis +80°C)
  • Hautfreundlich und ungiftig
  • Kein ABS-typischer Geruch beim Drucken
  • Keine Dämpfe oder gefährliche Emissionen
  • Sehr gute Schichthaftung
  • Wasserfest und feuchtigkeitsbeständig

Nachteile

  • Langsame Druckgeschwindigkeit erforderlich
  • Höhere Druckkosten durch längere Druckzeiten
  • Schwierig für Einsteiger
  • Direct Drive Extruder stark empfohlen
  • Stringing und Fädchenbildung häufig
  • Präzise Retraktionseinstellungen nötig
  • Hygrophiles Material (zieht Feuchtigkeit an)
  • Trocknung vor Verwendung oft nötig
  • Eingeschränkte UV-Beständigkeit
  • Teurer als PLA oder PETG
  • Nachbearbeitung schwierig (Schleifen, Kleben)

Anwendungsbereiche von TPU-3D-Drucken

Die einzigartigen Eigenschaften von TPU eröffnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Branchen und Anwendungsfeldern:

🏭 Industrie & Maschinenbau

  • Dichtungen und O-Ringe
  • Schwingungsdämpfer
  • Flexible Kupplungen
  • Stoßdämpfer und Puffer
  • Schutzabdeckungen

📱 Konsumgüter

  • Smartphone-Hüllen
  • Tablet-Cases
  • Smartwatch-Armbänder
  • Griffflächen für Werkzeuge
  • Rutschfeste Unterlagen

🏃 Sport & Freizeit

  • Sportschuh-Einlagen
  • Protektoren und Schutzpolster
  • Griffbänder für Sportgeräte
  • Drohnenteile und Stoßschutz
  • Action-Cam Halterungen

🚗 Automotive

  • Fußmatten und Einstiegsleisten
  • Kofferraumschutz
  • Kabelführungen
  • Handyhalterungen
  • Abdeckkappen

🏥 Medizin & Orthopädie

  • Orthopädische Einlagen
  • Medizinische Dichtungen
  • Polstermaterial
  • Prothesen-Komponenten
  • Rehabilitationshilfen

🤖 Robotik & Drohnen

  • Greifer und Greiferpolster
  • Flexible Gelenke
  • Dämpfungselemente
  • Crash-Protection
  • Raupenbeläge

🎨 Design & Prototyping

  • Funktionale Prototypen
  • Designmodelle
  • Flexible Scharniere
  • Wearables-Prototypen
  • Konzeptmodelle

🏠 Haushalt & DIY

  • Türstopper
  • Stuhlbeinkappen
  • Dichtungen für Behälter
  • Schubladenpuffer
  • Kabelorganizer

TPU-Filament richtig lagern

TPU ist ein hygrophiles Material, das bedeutet, es zieht Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft an. Feuchtes Filament führt zu Druckproblemen wie:

  • Dampfblasen und Zischen beim Drucken
  • Spröde Oberfläche mit kleinen Löchern
  • Reduzierte Schichthaftung
  • Verschlechterte mechanische Eigenschaften
  • Unregelmäßiger Materialfluss

Optimale Lagerungsbedingungen

Langzeitlagerung

  • Luftdichte Behälter oder wiederverschließbare Beutel mit Zip-Verschluss
  • Silica-Gel Trockenmittelbeutel beilegen (mindestens 50g pro Rolle)
  • Lagerung bei Raumtemperatur (15-25°C)
  • Relative Luftfeuchtigkeit unter 20%
  • Vor direkter Sonneneinstrahlung schützen
  • Hygrometer zur Feuchtigkeitskontrolle verwenden

Filament trocknen

Wenn TPU Feuchtigkeit aufgenommen hat, muss es vor dem Drucken getrocknet werden:

Methode 1: Filamenttrockner (empfohlen)

  • Temperatur: 50-60°C
  • Dauer: 4-6 Stunden
  • Vorteil: Kontrollierter Prozess, keine Überhitzung

Methode 2: Backofen

  • Temperatur: 50°C (Umluft)
  • Dauer: 4-5 Stunden
  • Wichtig: Temperatur mit Thermometer kontrollieren
  • Vorsicht: Nicht über 70°C erhitzen (Verformungsgefahr)
Profi-Tipp: Investieren Sie in einen Filamenttrockner mit eingebautem Thermometer und Zeitschaltuhr. Diese Geräte kosten zwischen 40-80 Euro und sind eine lohnende Investition, wenn Sie regelmäßig mit TPU oder anderen hygroskopischen Materialien drucken. Alternativ können Sie einen selbstgebauten Trockner aus einer Plastikbox, Glühbirnen und einem Thermostat konstruieren.

TPU vs. andere flexible Filamente

EigenschaftTPUTPETPC
Shore-Härte60A-95A40A-90A55D-75D
FlexibilitätHoch bis mittelSehr hochMittel
DruckbarkeitMittelSchwierigEinfach
AbriebfestigkeitHervorragendGutSehr gut
ChemikalienbeständigkeitSehr gutGutHervorragend
PreisMittelMittel bis hochHoch
Typische AnwendungHandyhüllen, DichtungenSehr flexible TeileTechnische Bauteile

Wann welches Material?

TPU wählen wenn:

  • Sie einen guten Kompromiss zwischen Flexibilität und Druckbarkeit suchen
  • Abriebfestigkeit wichtig ist
  • Das Teil Ölen oder Fetten ausgesetzt wird
  • Sie mit Bowden-Extruder drucken (Shore 95A)

TPE wählen wenn:

  • Maximale Flexibilität erforderlich ist
  • Gummiähnliche Eigenschaften benötigt werden
  • Sie Direct Drive haben und Erfahrung mit flexiblen Filamenten

TPC wählen wenn:

  • Höhere chemische Beständigkeit nötig ist
  • Steifere, formstabilere Teile benötigt werden
  • Einfaches Drucken Priorität hat

Beliebte TPU-Filament-Marken 2024

Die Wahl des richtigen Filaments beeinflusst die Druckqualität erheblich. Hier sind bewährte Hersteller:

Premium-Hersteller

NinjaFlex von NinjaTek

Der Pionier unter den flexiblen Filamenten mit hervorragender Qualität.

  • Shore-Härte: 85A
  • Sehr konstanter Durchmesser (±0,05mm)
  • Große Farbauswahl (über 15 Farben)
  • Preis: ca. 50-60€/kg
  • Ideal für: Professionelle Anwendungen, wenn Qualität Priorität hat

SainSmart TPU

Hochwertiges TPU mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis.

  • Shore-Härte: 95A
  • Sehr gut für Bowden-Extruder
  • Konsistente Qualität
  • Preis: ca. 30-35€/kg
  • Ideal für: Anfänger und Allrounder

Preis-Leistungs-Sieger

Overture TPU

Beliebtes Budget-Filament mit guter Qualität.

  • Shore-Härte: 95A
  • Gute Maßhaltigkeit
  • Breite Farbpalette
  • Preis: ca. 25-30€/kg
  • Ideal für: Hobbyisten und Maker

Fiberlogy FiberFlex 40D

Europäischer Hersteller mit hervorragender Qualitätskontrolle.

  • Shore-Härte: 88A (40D)
  • Geringere Wasseraufnahme als Standard-TPU
  • Made in EU
  • Preis: ca. 35-40€/kg
  • Ideal für: Technische Anwendungen

Spezialfilamente

PolyFlex TPU95

Von Polymaker, optimiert für einfaches Drucken.

  • Shore-Härte: 95A
  • Speziell für Bowden-Systeme entwickelt
  • Minimales Stringing
  • Preis: ca. 40-45€/kg
  • Ideal für: Bowden-Drucker und Einsteiger
Kauftipp: Für Ihren ersten TPU-Druck empfehlen wir ein Filament mit Shore 95A, da es am einfachsten zu drucken ist. SainSmart und Overture bieten hier das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn Sie Erfahrung gesammelt haben und flexiblere Ergebnisse benötigen, probieren Sie NinjaFlex mit Shore 85A.

Post-Processing und Nachbearbeitung

Die Nachbearbeitung von TPU-Drucken ist aufgrund der Materialeigenschaften eingeschränkt, aber einige Techniken sind möglich:

Entfernen von Supportstrukturen

  • Support manuell mit Seitenschneider oder Cuttermesser entfernen
  • Sehr vorsichtig arbeiten, um das flexible Material nicht zu beschädigen
  • Scharfe Werkzeuge verwenden für saubere Schnitte
  • Breakaway-Support ist schwierig, da TPU flexibel ist

Oberflächen glätten

  • Heißluftfön: Vorsichtig mit niedriger Temperatur (60-80°C) arbeiten
  • Schleifen: Nur mit feinem Schleifpapier (400er Körnung+), begrenzt effektiv
  • Chemisches Glätten: Nicht empfohlen, TPU reagiert schlecht auf Lösungsmittel

Kleben und Verbinden

TPU-Teile können mit speziellen Klebstoffen verbunden werden:

  • Empfohlen: Polyurethan-Kleber oder flexible Cyanacrylate
  • Nicht geeignet: Standard-Sekundenkleber (zu spröde)
  • Alternative: Zusammenschweißen mit Lötkolben bei niedriger Temperatur (200-220°C)

Färben und Bemalen

  • Acrylfarbe: Mit Textilmedium mischen für Flexibilität
  • Flexible Sprühfarben: Speziell für Gummi und Kunststoff
  • Vorbereitung: Oberfläche mit Isopropanol reinigen
  • Tipp: Mehrere dünne Schichten statt einer dicken auftragen

Häufige Fehler vermeiden

Die 10 größten TPU-Anfängerfehler

❌ Fehler 1: Zu schnell drucken

Problem: Filament kann nicht schnell genug nachfließen

Lösung: Maximal 25 mm/s, besser 15-20 mm/s

❌ Fehler 2: Zu starke Retraktion

Problem: Filament wird zu stark zurückgezogen und klemmt

Lösung: Direct Drive: max 2mm, Bowden: max 6mm

❌ Fehler 3: Zu enger Filamentweg

Problem: Flexibles Material wird zusammengedrückt

Lösung: Extruder-Spannung reduzieren, Filamentführung prüfen

❌ Fehler 4: Feuchtes Filament

Problem: Blasenbildung und schlechte Schichthaftung

Lösung: Filament vor Gebrauch 4-6h bei 55°C trocknen

❌ Fehler 5: Zu viel Kühlung

Problem: Schlechte Schichthaftung, Warping

Lösung: Lüfter auf maximal 50% einstellen

❌ Fehler 6: Falsches Infill-Muster

Problem: Teil ist zu steif oder zu schwach

Lösung: Gyroid oder Grid-Pattern mit 20-30% verwenden

Troubleshooting-Checkliste

Wenn Ihr TPU-Druck nicht gelingt, arbeiten Sie diese Checkliste systematisch ab:

Vor dem Druck prüfen:

  1. ✅ Ist das Filament trocken? (Kein Zischen beim Extrudieren)
  2. ✅ Rollt die Spule frei ab ohne Verhaken?
  3. ✅ Ist der Filamentweg frei von Engstellen?
  4. ✅ Sitzt die Düse fest und ist sauber?
  5. ✅ Ist die Extruder-Spannung richtig eingestellt?

Während des Drucks beobachten:

  1. ✅ Haftet die erste Schicht gleichmäßig?
  2. ✅ Ist der Materialfluss konstant?
  3. ✅ Gibt es klickende Geräusche vom Extruder?
  4. ✅ Bilden sich Fäden zwischen Bereichen?
  5. ✅ Sind die Schichten gut verbunden?

Nach dem Druck analysieren:

  1. ✅ Sind alle Details korrekt gedruckt?
  2. ✅ Gibt es Unterextrusion oder Lücken?
  3. ✅ Ist die Oberfläche glatt oder blasig?
  4. ✅ Lässt sich der Druck vom Bett lösen?
  5. ✅ Hat das Teil die gewünschte Flexibilität?

Zukunft und Entwicklungen

Die TPU-Technologie entwickelt sich stetig weiter. Aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen umfassen:

Neue Materialvarianten 2024

  • UV-stabilisiertes TPU: Verbesserte Beständigkeit gegen Sonnenlicht für Außenanwendungen
  • Antistatisches TPU: Für elektronische Anwendungen und ESD-Schutz
  • Bio-basiertes TPU: Aus nachwachsenden Rohstoffen für nachhaltigeren 3D-Druck
  • TPU mit Carbonfasern: Erhöhte Steifigkeit bei beibehaltener Flexibilität
  • Medizinisches TPU: Biokompatibel für medizinische Implantate und Prothesen

Technologische Fortschritte

  • Verbesserte Extruder-Designs speziell für flexible Materialien
  • Optimierte Slicer-Profile mit KI-gestützter Parameteranpassung
  • Schnellere Druckgeschwindigkeiten durch bessere Materialformulierungen
  • Multi-Material-Druck mit TPU und starren Materialien
  • Großformat-Drucker mit TPU-Fähigkeit für industrielle Anwendungen

Zusammenfassung: Ist TPU das richtige Material für Sie?

TPU ist das ideale Filament wenn Sie:

  • ✅ Flexible, elastische Teile drucken möchten
  • ✅ Strapazierfähige, abriebfeste Objekte benötigen
  • ✅ Dichtungen, Dämpfer oder Schutzkomponenten herstellen wollen
  • ✅ Bereit sind, langsamer zu drucken für bessere Ergebnisse
  • ✅ Idealerweise einen Direct Drive Extruder haben
  • ✅ Zeit in Feinabstimmung und Experimente investieren können

TPU ist weniger geeignet wenn Sie:

  • ❌ Hauptsächlich starre, formstabile Teile drucken
  • ❌ Schnelle Druckzeiten benötigen
  • ❌ Absoluter Einsteiger im 3D-Druck sind
  • ❌ Nur einen ungünstigen Bowden-Extruder haben
  • ❌ Keine Zeit für Parameteroptimierung haben

Abschließender Rat

TPU ist ein fantastisches Material mit einzigartigen Eigenschaften, das Ihren 3D-Druck-Werkzeugkasten erheblich erweitert. Die Lernkurve mag anfangs steil erscheinen, aber mit den richtigen Einstellungen und etwas Geduld werden Sie beeindruckende flexible Teile drucken können, die mit keinem anderen Filament möglich wären. Starten Sie mit einem Shore 95A TPU, einem einfachen Testdruck und arbeiten Sie sich schrittweise zu komplexeren Projekten vor. Die investierte Zeit wird sich durch funktionale, langlebige Drucke auszahlen.

Kann ich TPU mit einem Bowden-Extruder drucken?

Ja, TPU-Druck ist mit einem Bowden-Extruder möglich, allerdings mit Einschränkungen. Verwenden Sie ausschließlich festeres TPU mit Shore-Härte 95A oder höher. Die Druckgeschwindigkeit muss extrem niedrig sein (15-20 mm/s), und die Retraktion sollte zwischen 3-6 mm liegen. Ein Direct Drive Extruder ist jedoch deutlich besser geeignet, besonders für weicheres TPU unter Shore 90A.

Wie schnell kann ich mit TPU-Filament drucken?

Die empfohlene Druckgeschwindigkeit für TPU liegt zwischen 15-30 mm/s, wobei 20 mm/s ein guter Ausgangswert ist. Höhere Geschwindigkeiten führen zu Unterextrusion, Filament-Stau im Extruder und schlechter Druckqualität. Mit einem hochwertigen Direct Drive Extruder und optimierten Einstellungen sind bei Shore 95A TPU bis zu 40 mm/s möglich, für weichere Varianten bleiben Sie besser bei 15-20 mm/s.

Muss TPU-Filament vor dem Drucken getrocknet werden?

Ja, TPU ist hygroskopisch und zieht Feuchtigkeit aus der Luft an. Feuchtes TPU führt zu Blasenbildung, Zischen beim Drucken und schlechter Schichthaftung. Trocknen Sie das Filament 4-6 Stunden bei 50-60°C in einem Filamenttrockner oder Backofen. Lagern Sie TPU nach dem Öffnen in luftdichten Behältern mit Silica-Gel Trockenmitteln bei unter 20% relativer Luftfeuchtigkeit.

Welche Shore-Härte ist für Anfänger am besten geeignet?

Für Einsteiger empfiehlt sich TPU mit Shore-Härte 95A. Dieses Material ist noch ausreichend flexibel für die meisten Anwendungen, aber fest genug, um problemlos durch den Extruder zu laufen. Es verzeiht Einstellungsfehler besser als weichere Varianten und ist auch mit Bowden-Extrudern druckbar. Nach ersten Erfolgserlebnissen können Sie zu weicheren Varianten (85A-90A) für mehr Flexibilität wechseln.

Warum haftet mein TPU-Druck nicht auf dem Druckbett?

Schlechte Betthaftung bei TPU hat mehrere mögliche Ursachen: Zu niedrige Betttemperatur (erhöhen Sie auf 50-60°C), verschmutztes Druckbett (reinigen Sie mit Isopropanol), zu hohe Düse bei der ersten Schicht (Z-Offset anpassen) oder zu schnelle erste Schicht (reduzieren auf 10-15 mm/s). Verwenden Sie zusätzlich Haftmittel wie Magigoo, 3DLAC oder Haarspray. Ein Brim oder Raft kann die Haftfläche vergrößern und Warping verhindern.

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