PE – Polyethylen – 3D Druck Filament

Polyethylen (PE) gehört zu den am weitesten verbreiteten Kunststoffen weltweit und findet zunehmend auch im 3D-Druck Anwendung. Als thermoplastisches Material bietet PE einzigartige Eigenschaften wie hohe Flexibilität, chemische Beständigkeit und eine ausgezeichnete Schlagzähigkeit. Für Maker und professionelle Anwender, die belastbare und flexible Bauteile benötigen, stellt PE-Filament eine interessante Alternative zu herkömmlichen 3D-Druck-Materialien dar. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte über PE-Filament, von den technischen Eigenschaften über die Druckparameter bis hin zu praktischen Anwendungsbeispielen.

Inhalt

Was ist Polyethylen (PE) und warum im 3D-Druck verwenden?

Polyethylen ist ein teilkristalliner Thermoplast, der durch Polymerisation von Ethylen hergestellt wird. Mit einer jährlichen Weltproduktion von über 100 Millionen Tonnen zählt PE zu den meistproduzierten Kunststoffen überhaupt. Im 3D-Druck-Bereich gewinnt PE zunehmend an Bedeutung, da es Eigenschaften vereint, die bei herkömmlichen Filamenten wie PLA oder ABS nicht in dieser Kombination zu finden sind.

Wichtige Information

PE-Filament ist aufgrund seiner niedrigen Oberflächenenergie und schlechten Haftung auf Druckbetten anspruchsvoller zu verarbeiten als Standardfilamente. Mit den richtigen Druckeinstellungen und Vorbereitungen lassen sich jedoch hervorragende Ergebnisse erzielen.

Chemische und physikalische Eigenschaften von PE

Um PE-Filament erfolgreich zu verdrucken, ist ein grundlegendes Verständnis der Materialeigenschaften unerlässlich. Polyethylen zeichnet sich durch eine relativ einfache chemische Struktur aus – lange Ketten von CH₂-Einheiten – die jedoch je nach Herstellungsverfahren unterschiedliche physikalische Eigenschaften hervorbringen.

PE-Varianten im Überblick

Im 3D-Druck kommen hauptsächlich zwei Varianten zum Einsatz:

HDPE (High-Density Polyethylen)

Dichte: 0,94 – 0,97 g/cm³

Eigenschaften: Höhere Steifigkeit, bessere Temperaturbeständigkeit, geringere Flexibilität

Schmelztemperatur: 120-130°C

Anwendung: Starre Bauteile, Behälter, mechanische Komponenten

LDPE (Low-Density Polyethylen)

Dichte: 0,91 – 0,93 g/cm³

Eigenschaften: Hohe Flexibilität, ausgezeichnete Schlagzähigkeit, weicher

Schmelztemperatur: 105-115°C

Anwendung: Flexible Teile, Schläuche, Dichtungen

Technische Kennwerte im Detail

EigenschaftHDPELDPEZum Vergleich: PLA
Zugfestigkeit20-37 MPa8-25 MPa50-70 MPa
Bruchdehnung10-1200%100-650%3-10%
E-Modul800-1400 MPa200-400 MPa3000-4000 MPa
SchlagzähigkeitSehr hochExtrem hochNiedrig bis mittel
Chemische BeständigkeitExzellentExzellentMäßig
Wasseraufnahme<0,01%<0,01%0,3-0,5%

Optimale Druckparameter für PE-Filament

Der 3D-Druck mit PE erfordert spezifische Einstellungen und Vorbereitungen. Die niedrige Oberflächenenergie von Polyethylen macht die Haftung auf dem Druckbett zur größten Herausforderung.

Temperatureinstellungen

Extrudertemperatur (HDPE)

230-260°C, optimal meist 240-250°C für beste Schichthaftung

Extrudertemperatur (LDPE)

200-230°C, optimal meist 210-220°C für flexible Eigenschaften

Druckbetttemperatur

80-120°C, höher ist besser für Haftung. Bei HDPE mindestens 100°C empfohlen

Gehäusetemperatur

40-50°C, verhindert Verzug und verbessert Schichthaftung deutlich

Druckgeschwindigkeit und Kühlung

PE verhält sich beim Drucken anders als Standard-Filamente:

  • Druckgeschwindigkeit: 30-50 mm/s für HDPE, 20-40 mm/s für LDPE – langsamer als PLA für bessere Schichthaftung
  • Lüfterkühlung: Minimal bis gar keine Kühlung (0-20%) – PE benötigt Zeit zum Verbinden der Schichten
  • Erste Schicht: 10-20 mm/s, mit erhöhtem Flow von 110-120% für optimale Betthaftung
  • Retraction: 2-5 mm bei 30-40 mm/s (Bowden: 5-8 mm) – PE neigt weniger zu Stringing als andere Materialien

Betthaftung: Die größte Herausforderung

Achtung: Kritischer Erfolgsfaktor

PE haftet auf den meisten Standard-Druckoberflächen extrem schlecht. Ohne spezielle Vorbereitung wird Ihr Druck mit hoher Wahrscheinlichkeit fehlschlagen. Investieren Sie Zeit in die richtige Vorbereitung des Druckbetts!

Bewährte Methoden für PE-Betthaftung

Erfolgreich getestete Lösungen

  • PE-Druckbettfolie: Spezielle PE-beschichtete Oberflächen bieten die beste Haftung und lassen sich nach dem Abkühlen leicht ablösen
  • HDPE-Platte als Druckunterlage: PE haftet am besten auf sich selbst – eine dünne HDPE-Platte auf dem beheizten Bett funktioniert ausgezeichnet
  • PP/PE-Tape: Spezielles Polypropylen- oder Polyethylen-Klebeband als kostengünstige Lösung
  • Oberflächenbehandlung: Anrauen der Druckoberfläche mit feinem Schleifpapier (400-600er Körnung) verbessert die mechanische Haftung
  • Haftmittel: Spezielle PE-Primer oder aufgeraute Oberfläche mit 3DLAC PE Edition – normale Haftmittel funktionieren nicht!

Praktische Anwendungen von PE im 3D-Druck

Die einzigartigen Eigenschaften von PE eröffnen Anwendungsbereiche, die mit anderen Filamenten schwer oder gar nicht zu realisieren sind.

Chemikalienbeständige Behälter

PE ist beständig gegen die meisten Säuren, Laugen und Lösungsmittel. Ideal für Aufbewahrungsbehälter in Werkstätten, Laboren oder für Haushaltschemikalien. HDPE ist hier erste Wahl aufgrund der höheren Steifigkeit.

Flexible Verbindungselemente

LDPE eignet sich hervorragend für Scharniere, flexible Schläuche, Dichtungen und andere Teile, die Bewegung zulassen müssen. Die extreme Bruchdehnung verhindert Ermüdungsbrüche.

Lebensmittelkontakt-Teile

PE ist in reiner Form lebensmittelecht (nach FDA-Richtlinien). Beachten Sie jedoch, dass dies nur für neu produzierten Virgin-Material gilt und die Düse absolut sauber sein muss.

Outdoor-Anwendungen

Hervorragende UV-Beständigkeit und Witterungsresistenz machen PE ideal für Bauteile, die dauerhaft im Freien eingesetzt werden – Pflanztöpfe, Gartengeräte-Komponenten, Halterungen.

Medizinische Prototypen

PE ist biokompatibel und wird in der Medizintechnik vielfach eingesetzt. Für nicht-implantierbare Prototypen und Testobjekte eine ausgezeichnete Wahl.

Schlagfeste Komponenten

Die außergewöhnliche Schlagzähigkeit macht PE perfekt für Schutzgehäuse, Stoßdämpfer-Elemente oder Sportausrüstung. Selbst bei niedrigen Temperaturen bleibt PE flexibel.

Häufige Probleme und deren Lösung

Warping und Verzug

PE neigt aufgrund der hohen Kristallinität zu deutlichem Schrumpf beim Abkühlen (1,5-3% linear).

Lösungsansätze gegen Warping

  • Verwenden Sie ein geschlossenes, beheiztes Druckgehäuse (optimal 40-50°C)
  • Maximieren Sie die Kontaktfläche zur ersten Schicht durch Brim oder Raft
  • Vermeiden Sie scharfe Ecken im Design – runden Sie diese ab (Radius mindestens 2-3 mm)
  • Langsames, gleichmäßiges Abkühlen nach dem Druck (Bett nicht sofort abschalten)
  • Draft-Winkel bei vertikalen Wänden können Spannungen reduzieren

Schlechte Schichthaftung

PE-Schichten verbinden sich nur bei ausreichender Temperatur optimal.

Verbesserungsmaßnahmen:

  • Höhere Drucktemperatur: Testen Sie 10-20°C über der Mindesttemperatur
  • Reduzierte Lüftung: Maximum 10% oder komplett aus bei kritischen Bereichen
  • Langsamere Druckgeschwindigkeit: Gibt den Schichten mehr Zeit zum Verschmelzen
  • Erhöhter Flow: 105-110% für mehr Material und besseren Kontakt zwischen den Schichten
  • Optimale Schichthöhe: 0,2-0,3 mm bei 0,4 mm Düse für gutes Verhältnis

Stringing und Oozing

Obwohl PE weniger zu Stringing neigt als PLA, kann es bei falschen Einstellungen auftreten.

  • Aktivieren Sie Retraction mit angepassten Werten (siehe oben)
  • Reduzieren Sie die Drucktemperatur schrittweise um 5°C und testen Sie
  • Erhöhen Sie die Travel-Geschwindigkeit auf 150-200 mm/s
  • Aktivieren Sie „Combing Mode“ in Ihrem Slicer (Düse fährt innerhalb des Drucks)

Slicer-Einstellungen: Detaillierte Konfiguration

Für optimale Ergebnisse sollten Sie ein dediziertes PE-Profil in Ihrem Slicer anlegen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Einstellungen für Cura, PrusaSlicer und andere gängige Software:

Cura-Einstellungen für PE-HDPE

Printing Temperature

245°C (Initial Layer: 250°C)

Build Plate Temperature

110°C (Initial Layer: 115°C)

Print Speed

40 mm/s (Initial Layer: 15 mm/s, Walls: 35 mm/s)

Fan Speed

0-10% (Regular Fan Speed: 0%, Layer 1: 0%)

Retraction Distance

4 mm (Bowden: 6 mm)

Retraction Speed

35 mm/s

Initial Layer Flow

115%

Line Width

110% der Düsengröße (0,44 mm bei 0,4 mm Düse)

Erweiterte Einstellungen für anspruchsvolle Drucke

  • Wall Line Count: Minimum 3 Wände für strukturelle Festigkeit
  • Top/Bottom Thickness: Mindestens 1,2 mm (6 Schichten bei 0,2 mm Schichthöhe)
  • Infill Density: 20-30% für normale Teile, 40-60% für mechanisch belastete Komponenten
  • Infill Pattern: Grid, Cubic oder Gyroid für beste mechanische Eigenschaften
  • Z Seam Alignment: Sharpest Corner oder User Specified für saubere Oberflächen
  • Coasting: Deaktiviert – kann bei PE zu Unterextrusion führen

Post-Processing: Nachbearbeitung von PE-Drucken

PE-Drucke lassen sich nachträglich bearbeiten, wobei einige Besonderheiten zu beachten sind.

Mechanische Nachbearbeitung

  • Schleifen: PE lässt sich ab 240er Körnung gut schleifen. Nasses Schleifen verhindert Materialaufschmelzung
  • Bohren: Scharfe Bohrer verwenden und niedrige Drehzahl (PE schmilzt leicht bei Reibung)
  • Fräsen/Drehen: Gut bearbeitbar mit scharfem Werkzeug und hohen Vorschüben
  • Sägen: Feinsägen mit vielen kleinen Zähnen funktionieren am besten

Verbindungstechniken

Schweißen

PE lässt sich ausgezeichnet schweißen – das ist sogar die bevorzugte Verbindungsmethode:

  • Heißluftschweißen: 260-300°C mit PE-Schweißdraht für strukturelle Verbindungen
  • Ultraschallschweißen: Professionelle Methode für serielle Fertigung
  • Lötkolben: Einfache Methode für Heimwerker – PE-Filament als Schweißmaterial nutzen

Kleben

Herausforderung: PE ist schwer zu kleben

Aufgrund der niedrigen Oberflächenenergie haften normale Klebstoffe nicht auf PE. Spezielle PE-Primer oder Oberflächenbehandlung (Corona, Plasma) sind notwendig. Mechanische Verbindungen oder Schweißen sind meist die bessere Wahl.

Wenn Kleben notwendig ist:

  • Spezielle PE-PP-Klebstoffe auf Polyurethan-Basis verwenden
  • Oberfläche vorher mit Schleifpapier anrauen (mechanische Verklammerung)
  • PE-Primer auftragen und vollständig trocknen lassen
  • 2-Komponenten-Klebstoffe zeigen bessere Ergebnisse als Sekundenkleber

Materiallagerung und Handhabung

PE ist in Bezug auf Lagerung unkomplizierter als viele andere Filamente.

Feuchtigkeitsaufnahme

Im Gegensatz zu PLA, Nylon oder TPU absorbiert PE praktisch keine Feuchtigkeit (<0,01%). Dennoch sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Lagerung in geschlossenen Beuteln oder Boxen schützt vor Staub und UV-Strahlung
  • Direkte Sonneneinstrahlung über längere Zeit vermeiden (UV-Degradation möglich)
  • Temperaturbereich: 15-30°C optimal, extreme Temperaturen vermeiden
  • Trocknung vor dem Druck ist normalerweise nicht erforderlich

Filament-Qualität erkennen

Qualitätsmerkmale von gutem PE-Filament

  • Konsistenter Durchmesser: ±0,03 mm Toleranz oder besser
  • Gleichmäßige Farbe ohne Flecken oder Einschlüsse
  • Runde Wicklung auf der Spule ohne Überlappungen
  • Technisches Datenblatt vom Hersteller mit exakten Druckparametern
  • Angabe ob Virgin Material oder Rezyklat (Virgin ist für kritische Anwendungen zu bevorzugen)

Wirtschaftliche Aspekte und Verfügbarkeit

PE-Filament ist deutlich teurer als Standard-Materialien wie PLA oder PETG.

Preisvergleich (Stand 2024)

MaterialPreis pro kgRelative Kosten
PLA Standard15-25 €Basispreis
PETG20-30 €+30%
ABS20-35 €+40%
PE-HDPE45-75 €+200%
PE-LDPE50-80 €+220%

Verfügbarkeit und Hersteller

PE-Filament ist weniger verbreitet als Standard-Materialien. Zu den etablierten Anbietern gehören:

  • FormFutura: HDPE in verschiedenen Farben, gute Qualität für den europäischen Markt
  • DuPont/Zytel: Industriequalität für professionelle Anwendungen
  • Mitsubishi Chemical: Hochwertige PE-Compounds mit spezifischen Eigenschaften
  • German RepRap: PE-Filamente speziell für den DIY-Markt entwickelt
  • 3DXTECH: Technische PE-Compounds mit Additiven für spezielle Anforderungen

Vergleich: PE vs. andere flexible und chemikalienbeständige Materialien

PE vs. TPU (Thermoplastisches Polyurethan)

KriteriumPETPU
FlexibilitätMittel (LDPE) bis steif (HDPE)Sehr hoch bis extrem hoch
DruckschwierigkeitSchwer (Betthaftung)Mittel (Extrusion)
ChemikalienbeständigkeitExzellentGut bis sehr gut
UV-BeständigkeitSehr gutMäßig (zersetzt sich)
LebensmittelkontaktJa (Virgin Material)Bedingt
PreisHochMittel bis hoch

PE vs. PP (Polypropylen)

Polypropylen ist chemisch ähnlich und ebenfalls schwierig zu drucken:

  • Druckverhalten: PP und PE haben ähnliche Herausforderungen bei der Betthaftung
  • Mechanik: PP ist steifer als PE bei ähnlichem Gewicht
  • Chemikalien: Beide exzellent beständig, PE etwas besser bei Oxidationsmitteln
  • Temperatur: PP hat höheren Schmelzpunkt (160-170°C) als PE
  • Anwendung: PP für lebende Scharniere, PE für Behälter und flexible Komponenten

Sicherheit und Gesundheit beim PE-Druck

PE gilt als eines der sichersten Kunststoffe für den 3D-Druck.

Emissionen und Dämpfe

  • PE setzt beim Drucken minimal VOCs (flüchtige organische Verbindungen) frei
  • Keine bekannten toxischen Dämpfe bei korrekten Drucktemperaturen (unter 300°C)
  • Deutlich geringere Emissionen als ABS oder ASA
  • Dennoch empfohlen: Gute Raumlüftung oder geschlossener Drucker mit Aktivkohlefilter

Hautverträglichkeit

PE ist dermatologisch unbedenklich und wird in medizinischen Anwendungen eingesetzt. Direkte Hautkontakt mit Filament oder Drucken ist ungefährlich.

Entsorgung

Umweltaspekt

PE ist vollständig recycelbar. Fehldrucke und Supports können eingeschmolzen und zu neuem Filament verarbeitet werden. PE kann auch thermisch verwertet werden, wobei es hauptsächlich zu CO₂ und Wasser verbrennt. Die Entsorgung erfolgt über den gelben Sack/gelbe Tonne oder spezielle Kunststoff-Sammelstellen.

Fortgeschrittene Techniken und Tipps

Multi-Material-Druck mit PE

PE lässt sich schwierig mit anderen Materialien kombinieren:

  • PE + PE: Verschiedene PE-Typen haften gut aneinander (z.B. HDPE als Struktur, LDPE als flexible Schicht)
  • PE + PP: Gute Haftung möglich, ähnliche Drucktemperaturen
  • PE + andere Materialien: Sehr schwierig, mechanische Verbindungen (Nut-Feder) sind zuverlässiger als stoffschlüssige Verbindung

Anisotropie minimieren

Wie bei allen FDM-Drucken ist die Z-Achsen-Festigkeit niedriger als in XY-Richtung. Bei PE können Sie dies optimieren:

  • Höhere Drucktemperatur verbessert Schichthaftung (Z-Festigkeit)
  • Dünnere Schichten (0,1-0,15 mm) bei kritischen Teilen
  • Bauteilorientierung planen: Hauptbelastung sollte in XY-Ebene liegen
  • Glühbehandlung: HDPE-Teile können bei 115-120°C im Ofen getempert werden (verbessert Kristallstruktur)

PE mit Additiven

Einige Hersteller bieten PE-Compounds mit funktionalen Zusätzen:

  • Glasfaser-verstärktes PE: Deutlich höhere Steifigkeit und Festigkeit, aber spröder
  • Carbon-PE: Verbesserte mechanische Eigenschaften und reduzierter Verzug
  • UV-stabilisiertes PE: Noch bessere Outdoor-Beständigkeit durch spezielle Additive
  • Antistatisches PE: Für elektronische Anwendungen (ESD-Schutz)
  • Eingefärbtes PE: Durchgefärbt statt oberflächenbeschichtet für dauerhafte Farbgebung

Zukunft von PE im 3D-Druck

Die Verwendung von PE im additiven Fertigungsbereich wächst stetig, insbesondere in industriellen Anwendungen.

Entwicklungstrends

  • Verbesserte Formulierungen: PE-Compounds mit besserer Druckbarkeit ohne Kompromisse bei den Eigenschaften
  • Großformat-3D-Druck: PE für Pellet-Extruder in industriellen Großdruckern gewinnt an Bedeutung
  • Biobasiertes PE: PE aus nachwachsenden Rohstoffen (Bio-Ethylen) wird zunehmend verfügbar
  • Recycling-Initiativen: PE-Filament aus Post-Consumer-Recycling für nachhaltige Produktion
  • Spezielle Drucker: Entwicklung von 3D-Druckern mit optimierten Druckbetten speziell für Polyolefine (PE, PP)

Potenzielle neue Anwendungsfelder

  • Wassertechnologie: Rohrleitungskomponenten, Ventile, Filter
  • Automotive: Prototypen für Kunststoffteile, die später im Spritzguss gefertigt werden
  • Landwirtschaft: UV- und chemikalienbeständige Bauteile für Bewässerungssysteme
  • Medizintechnik: Biokompatible Einweg-Komponenten und Testobjekte
  • Verpackungsindustrie: Prototyping von Behältern und Verschlüssen

Fazit: Lohnt sich PE-Filament für Sie?

PE-Filament ist definitiv kein Material für Einsteiger, bietet aber für spezifische Anwendungen unschlagbare Vorteile. Die Investition in PE lohnt sich, wenn Sie:

  • Teile mit hoher Chemikalienbeständigkeit benötigen
  • Flexible, aber gleichzeitig schlagzähe Komponenten drucken möchten
  • Outdoor-Anwendungen mit UV-Exposition planen
  • Lebensmittelkontakt-Teile herstellen wollen
  • Bereit sind, Zeit in die Optimierung der Druckparameter zu investieren
  • Über einen geschlossenen, beheizbaren 3D-Drucker verfügen

Für den Einstieg empfiehlt sich HDPE aufgrund der etwas einfacheren Handhabung. Mit Geduld, den richtigen Einstellungen und insbesondere der korrekten Vorbereitung des Druckbetts können Sie mit PE-Filament hochwertige, langlebige Bauteile herstellen, die mit anderen Materialien nicht realisierbar wären.

Schnellstart-Empfehlung

  • Beginnen Sie mit einem kleinen Testdruck (20x20x10 mm Würfel)
  • Investieren Sie in spezielle PE-Druckbettfolie oder HDPE-Platte
  • Starten Sie mit HDPE statt LDPE für erste Erfahrungen
  • Erstellen Sie ein dediziertes Slicer-Profil basierend auf diesen Empfehlungen
  • Dokumentieren Sie Ihre Einstellungen für reproduzierbare Ergebnisse
  • Nutzen Sie ein beheiztes Gehäuse oder bauen Sie eine einfache Einhausung

Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung werden Sie schnell die einzigartigen Vorteile von PE-Filament zu schätzen wissen und Bauteile realisieren können, die in puncto Beständigkeit und Langlebigkeit neue Maßstäbe setzen.

Warum haftet PE-Filament so schlecht auf normalen Druckbetten?

PE hat eine sehr niedrige Oberflächenenergie von nur etwa 31 mN/m, was bedeutet, dass es extrem schwer benetzbar ist. Die meisten Materialien und Klebstoffe können auf PE keine chemische Bindung eingehen. Für erfolgreiche Drucke benötigen Sie spezielle PE-beschichtete Druckoberflächen, HDPE-Platten oder spezielles PE/PP-Tape. Mechanisches Aufrauen der Oberfläche kann die Haftung durch mechanische Verklammerung verbessern. Hohe Druckbetttemperaturen von mindestens 100-120°C sind ebenfalls essentiell.

Kann ich PE-Filament mit meinem Standard-3D-Drucker verarbeiten?

Grundsätzlich ja, aber mit Einschränkungen. Ihr Drucker sollte mindestens folgende Voraussetzungen erfüllen: Beheizbares Druckbett mit 120°C Kapazität, Hotend das 260°C erreichen kann, und idealerweise ein geschlossenes, beheizbares Gehäuse. Ein All-Metal-Hotend ist empfehlenswert. Die größte Herausforderung ist die Betthaftung – ohne spezielle Druckoberfläche werden Sie höchstwahrscheinlich Probleme haben. Standard-Drucker wie Prusa i3, Ender 3 Pro oder ähnliche können PE drucken, benötigen aber Modifikationen (PE-Folie, Gehäuse).

Was ist der Hauptunterschied zwischen HDPE und LDPE im 3D-Druck?

HDPE (High-Density Polyethylen) hat eine höhere Dichte (0,94-0,97 g/cm³), ist steifer und fester mit besserer Temperaturbeständigkeit (Schmelzpunkt 120-130°C). Es eignet sich für strukturelle Bauteile, Behälter und starre Komponenten. LDPE (Low-Density Polyethylen) ist weicher, flexibler (Dichte 0,91-0,93 g/cm³) mit niedrigerem Schmelzpunkt (105-115°C) und deutlich höherer Bruchdehnung. LDPE ist ideal für flexible Teile, Scharniere und Dichtungen. Für Einsteiger ist HDPE etwas einfacher zu drucken, da es formstabiler ist.

Ist PE-Filament für Lebensmittelkontakt geeignet?

Reines PE (Virgin Material) ist grundsätzlich lebensmittelecht und nach FDA-Richtlinien für Lebensmittelkontakt zugelassen. Allerdings müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein: Das Filament muss aus Virgin-PE bestehen (kein Rezyklat), die Düse und der gesamte Hotend müssen absolut sauber sein (keine Rückstände anderer Materialien), und die Schichtstruktur des 3D-Drucks schafft Hohlräume, in denen sich Bakterien ansiedeln können. Für Lebensmittelkontakt sollten Oberflächen nachbearbeitet (geglättet) oder versiegelt werden. PE eignet sich besser für trockene Lebensmittel als für feuchte Anwendungen.

Wie lange hält sich PE-Filament und muss es getrocknet werden?

PE ist eines der lagerstabilsten Filamente überhaupt. Es nimmt praktisch keine Feuchtigkeit auf (weniger als 0,01% Wasseraufnahme), daher ist eine Trocknung vor dem Druck normalerweise nicht notwendig. PE sollte vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert werden, da UV-Strahlung über lange Zeit zu Degradation führen kann. Bei korrekter Lagerung (15-30°C, trocken, dunkel) hält sich PE-Filament mehrere Jahre ohne Qualitätsverlust. Im Gegensatz zu Nylon, PLA oder TPU benötigen Sie für PE keinen Filament-Trockner. Achten Sie hauptsächlich darauf, dass das Filament staubfrei bleibt und die Spule sauber gewickelt ist.

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