HIPS (High Impact Polystyrene) ist ein vielseitiges 3D-Druck-Filament, das sowohl als eigenständiges Druckmaterial als auch als wasserlösliches Stützmaterial in Kombination mit ABS verwendet wird. Mit seiner ausgezeichneten Schlagfestigkeit, einfachen Verarbeitbarkeit und der Möglichkeit, es in Limonen aufzulösen, eröffnet HIPS-Filament kreative Möglichkeiten für komplexe 3D-Druck-Projekte. In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles Wissenswerte über die Eigenschaften, Druckeinstellungen, Anwendungsbereiche und praktische Tipps für den erfolgreichen Einsatz von HIPS-Filament.
Was ist HIPS-Filament?
HIPS (High Impact Polystyrene) ist ein thermoplastisches Polymer, das durch die Kombination von Polystyrol mit Polybutadien-Kautschuk entsteht. Diese Kombination verleiht dem Material eine deutlich höhere Schlagfestigkeit als reinem Polystyrol. Im 3D-Druck hat sich HIPS einen besonderen Namen gemacht, da es in Limonen (d-Limonen) löslich ist – eine Eigenschaft, die es zum idealen Stützmaterial für ABS-Drucke macht.
Das Material wurde ursprünglich in den 1950er Jahren entwickelt und findet heute in vielen industriellen Anwendungen Verwendung, von Verpackungen über Gehäuse bis hin zu Spielzeug. Mit dem Aufkommen des 3D-Drucks wurde HIPS als Filament adaptiert und erfreut sich wachsender Beliebtheit in der Maker-Community.
📊 Materialbasis
Polystyrol mit Polybutadien-Kautschuk modifiziert für erhöhte Schlagfestigkeit und verbesserte mechanische Eigenschaften
🔬 Besonderheit
In Limonen löslich, wodurch es sich perfekt als Stützmaterial für komplexe ABS-Drucke eignet
💪 Eigenschaften
Ausgezeichnete Schlagfestigkeit, gute Dimensionsstabilität und einfache Nachbearbeitung
Technische Eigenschaften von HIPS
Die technischen Eigenschaften von HIPS machen es zu einem vielseitigen Material für verschiedene Anwendungsbereiche. Das Verständnis dieser Eigenschaften ist entscheidend für die erfolgreiche Verarbeitung und Anwendung.
| Eigenschaft | Wert | Bedeutung |
|---|---|---|
| Dichte | 1,03 – 1,06 g/cm³ | Leichter als ABS, ähnlich wie PLA |
| Zugfestigkeit | 20 – 35 MPa | Moderate Festigkeit, ausreichend für viele Anwendungen |
| Bruchdehnung | 25 – 75% | Gute Flexibilität vor dem Bruch |
| Biegemodul | 1800 – 2500 MPa | Moderate Steifigkeit |
| Schmelztemperatur | 220 – 250°C | Ähnlich wie ABS, höher als PLA |
| Glasübergangstemperatur | 95 – 105°C | Hitzebeständiger als PLA |
| Schrumpfung | 0,6 – 0,8% | Ähnlich wie ABS, erfordert Heizbett |
| Wasseraufnahme | 0,05 – 0,1% | Sehr niedrig, Material ist hydrophob |
Chemische Beständigkeit
HIPS zeigt eine gute Beständigkeit gegenüber vielen Chemikalien, was es für verschiedene Anwendungen geeignet macht:
- Säuren und Laugen: Beständig gegen schwache bis mäßige Säuren und Basen
- Alkohole: Gute Beständigkeit gegen die meisten Alkohole
- Wasser: Ausgezeichnete Wasserbeständigkeit
- Limonen: Vollständig löslich – dies ist die Schlüsseleigenschaft für die Verwendung als Stützmaterial
- Lösungsmittel: Empfindlich gegen Aceton und andere starke organische Lösungsmittel
Optimale Druckeinstellungen für HIPS
Die richtigen Druckeinstellungen sind entscheidend für erfolgreiche HIPS-Drucke. Basierend auf aktuellen Erfahrungen aus der 3D-Druck-Community (Stand 2025) haben sich folgende Parameter als optimal erwiesen:
Empfohlene Druckparameter
Detaillierte Druckparameter
Temperatureinstellungen
Die Temperatur ist kritisch für die Druckqualität von HIPS. Eine zu niedrige Temperatur führt zu schlechter Schichthaftung und Verstopfungen, während eine zu hohe Temperatur zu übermäßigem Stringing und schlechter Detailgenauigkeit führt.
- Düsentemperatur erste Schicht: 235-250°C für optimale Betthaftung
- Düsentemperatur weitere Schichten: 230-245°C für gleichmäßige Extrusion
- Druckbett erste Schicht: 100-110°C für perfekte Haftung
- Druckbett weitere Schichten: 90-100°C zur Vermeidung von Warping
- Gehäusetemperatur: 40-50°C optional für beste Ergebnisse bei großen Drucken
Geschwindigkeitseinstellungen
HIPS kann bei moderaten Geschwindigkeiten gedruckt werden, ähnlich wie ABS. Zu schnelle Druckgeschwindigkeiten können zu Problemen mit der Schichthaftung führen.
- Außenwände: 35-50 mm/s für glatte Oberflächen
- Innenwände: 45-60 mm/s
- Infill: 50-70 mm/s
- Top/Bottom: 30-45 mm/s für beste Qualität
- Support: 40-55 mm/s bei Verwendung als Stützmaterial
Retraction und Stringing
HIPS neigt weniger zu Stringing als ABS, dennoch sind korrekte Retraction-Einstellungen wichtig:
- Retraction-Distanz (Bowden): 5-7 mm
- Retraction-Distanz (Direct Drive): 3-5 mm
- Retraction-Geschwindigkeit: 40-60 mm/s
- Z-Hop: 0,2-0,4 mm optional zur Vermeidung von Narben
HIPS als Stützmaterial – Die Hauptanwendung
Die wichtigste und am häufigsten genutzte Eigenschaft von HIPS im 3D-Druck ist seine Löslichkeit in Limonen. Dies macht es zum idealen Stützmaterial für komplexe ABS-Drucke, die sonst nur schwer oder gar nicht realisierbar wären.
Warum HIPS als Support-Material?
✅ Vorteile gegenüber gleichem Material
- Rückstandslose Entfernung
- Keine Beschädigung des Hauptobjekts
- Komplexe Innenstrukturen möglich
- Perfekte Oberflächenqualität
✅ Vorteile gegenüber PVA
- Keine Feuchtigkeitsempfindlichkeit
- Längere Lagerfähigkeit
- Höhere Temperaturbeständigkeit
- Geringere Kosten
✅ Kompatibilität mit ABS
- Ähnliche Drucktemperaturen
- Vergleichbare Schrumpfung
- Gute Schichthaftung
- Einfache Verarbeitung
Dual-Extruder-Setup für HIPS-Support
Für die Verwendung von HIPS als Stützmaterial benötigen Sie einen 3D-Drucker mit zwei Extrudern. Die Konfiguration ist entscheidend für erfolgreiche Ergebnisse:
Hardware-Anforderungen
- Dual-Extruder-System: Beide Extruder sollten unabhängig voneinander heizbar sein
- Heizbett: Mindestens 110°C für optimale Haftung
- Geschlossenes Gehäuse: Stark empfohlen zur Vermeidung von Warping
- Düsengröße: 0,4 mm für beide Materialien ist Standard, 0,6 mm für Support möglich
Software-Einstellungen für Dual-Material-Druck
Die Slicer-Einstellungen müssen sorgfältig konfiguriert werden:
- Prime Tower: Aktivieren Sie einen Reinigungsturm, um Materialreste zu entfernen
- Ooze Shield: Optional zur weiteren Verbesserung der Druckqualität
- Support-Abstand: 0,1-0,2 mm für einfache Entfernung nach dem Auflösen
- Support-Dichte: 15-25% für stabile Stützstrukturen
- Support-Interface: Aktivieren für bessere Oberflächenqualität
Der Auflöseprozess – Schritt für Schritt
Das Auflösen von HIPS-Stützmaterial erfordert Geduld, führt aber zu hervorragenden Ergebnissen:
Benötigte Materialien
- D-Limonen: Als Reinigungsmittel oder in konzentrierter Form erhältlich
- Behälter: Glas oder chemikalienbeständiger Kunststoff mit Deckel
- Pinsel: Zum Entfernen gelöster Reste
- Handschuhe: Limonen kann die Haut reizen
- Gut belüfteter Raum: Limonen hat einen starken Zitrusgeruch
Auflöseanleitung
- Vorbereitung: Entfernen Sie grobes, mechanisch zugängliches Support-Material per Hand
- Eintauchen: Legen Sie das Druckobjekt vollständig in D-Limonen ein
- Wartezeit: Je nach Menge des Supports 8-24 Stunden einwirken lassen
- Bewegung: Bewegen Sie das Teil gelegentlich oder nutzen Sie einen Ultraschallreiniger für schnellere Ergebnisse
- Spülen: Nach vollständiger Auflösung mit warmem Wasser und Seife abspülen
- Trocknen: Lassen Sie das Objekt vollständig trocknen, idealerweise 24 Stunden
- Limonen-Wiederverwendung: Das Limonen kann mehrfach verwendet werden, bis es gesättigt ist
⚠️ Sicherheitshinweise beim Umgang mit Limonen
- Tragen Sie Handschuhe – Limonen kann Hautirritationen verursachen
- Arbeiten Sie in gut belüfteten Räumen
- Vermeiden Sie Kontakt mit den Augen
- Halten Sie Limonen von Kindern und Haustieren fern
- Nicht in die Umwelt oder den Abfluss entsorgen
- In geschlossenem Behälter aufbewahren
HIPS als eigenständiges Druckmaterial
Obwohl HIPS hauptsächlich als Stützmaterial bekannt ist, bietet es als eigenständiges Druckmaterial interessante Eigenschaften für bestimmte Anwendungen.
Vorteile von HIPS-Drucken
- Ausgezeichnete Schlagfestigkeit: Ideal für Gehäuse und Schutzbauteile
- Gute Dimensionsstabilität: Präzise Maße auch bei größeren Objekten
- Einfache Nachbearbeitung: Schleifen, Bohren, Kleben ohne Probleme
- Lackierbar: Nimmt Farbe sehr gut an
- Lebensmittelecht verfügbar: Spezielle HIPS-Varianten für Lebensmittelkontakt
- Kostengünstig: Günstiger als viele technische Filamente
- Geruchsarm: Deutlich weniger Geruchsentwicklung als ABS
Anwendungsbereiche für HIPS-Drucke
🏠 Haushalt & Hobby
Behälter, Organizer, Spielzeugteile, Modellbau-Komponenten, Vasen und Dekorationsobjekte
🔧 Prototyping
Funktionsprototypen, Gehäusemodelle, Konzeptstudien, Design-Iterationen
🎭 Kunst & Design
Skulpturen, Kunstobjekte, Display-Modelle, Messestände, Ausstellungsstücke
📚 Bildung
Lehrmittel, anatomische Modelle, Architekturmodelle, wissenschaftliche Demonstrationsobjekte
🏭 Industrie
Vorrichtungen, Halterungen, Schutzabdeckungen, Verpackungsprototypen
🎨 Vakuumformen
Mastermodelle für Vakuumformverfahren, da HIPS hitzebeständig und formstabil ist
Nachbearbeitung von HIPS-Drucken
HIPS lässt sich hervorragend nachbearbeiten, was es zu einem vielseitigen Material für finalisierte Projekte macht.
Mechanische Nachbearbeitung
Schleifen und Glätten
HIPS reagiert sehr gut auf mechanische Oberflächenbehandlung:
- Trockenschleifen: Beginnen Sie mit 120er Körnung und arbeiten Sie sich bis 600er oder höher vor
- Nassschleifen: Ab 400er Körnung mit Wasser für feinere Ergebnisse
- Polieren: Mit Polierpaste und weichem Tuch für Hochglanzoberflächen
- Schichtlinien entfernen: Mit Füllprimer oder XTC-3D epoxidbasiertem Beschichtungsmittel
Bohren, Sägen, Fräsen
HIPS verhält sich ähnlich wie traditionelle Kunststoffe bei der spanabhebenden Bearbeitung:
- Verwenden Sie scharfe Werkzeuge für saubere Schnitte
- Moderate Geschwindigkeiten verhindern Schmelzen durch Reibungswärme
- Kühlung mit Wasser oder Luft bei längeren Bearbeitungsvorgängen
- Gewindeschneiden ist problemlos möglich
Chemische Nachbearbeitung
Dampfglätten
HIPS kann mit Limonen-Dampf geglättet werden, ähnlich wie ABS mit Aceton. Dieser Prozess erfordert jedoch Vorsicht:
- Erhitzen Sie eine kleine Menge D-Limonen in einem geschlossenen Behälter
- Platzieren Sie das HIPS-Objekt über dem Dampf (nicht im Limonen!)
- Exposition von 30 Sekunden bis 2 Minuten, je nach gewünschtem Effekt
- Entfernen und an der Luft trocknen lassen
⚠️ Vorsicht beim Dampfglätten
- Arbeiten Sie nur in sehr gut belüfteten Räumen oder im Freien
- Verwenden Sie keine offenen Flammen – elektrische Heizplatte verwenden
- Überwachen Sie den Prozess konstant
- Beginnen Sie mit kurzen Expositionszeiten und steigern Sie vorsichtig
Oberflächenbehandlung
Grundieren und Lackieren
HIPS nimmt Farbe ausgezeichnet an, was es ideal für finalisierte Projekte macht:
- Grundierung: Kunststoff-Grundierung (Primer) sorgt für beste Haftung
- Lackarten: Acryllack, Sprühlack oder Airbrush funktionieren alle hervorragend
- Vorbereitung: Leichtes Anschleifen mit 400er Körnung verbessert die Haftung
- Mehrschichtig: Tragen Sie mehrere dünne Schichten statt einer dicken auf
- Versiegelung: Klarlack schützt die Oberfläche und sorgt für Glanz oder mattes Finish
Kleben und Verbinden
HIPS-Teile lassen sich gut miteinander verbinden:
- Lösungsmittelschweißen: Mit D-Limonen oder Aceton für stärkste Verbindungen
- Sekundenkleber: Funktioniert zuverlässig für kleine Flächen
- Epoxidharz: Für höchste Festigkeit bei großflächigen Verbindungen
- Heißkleber: Für schnelle, nicht-permanente Verbindungen
Lagerung und Handhabung von HIPS-Filament
Die richtige Lagerung von HIPS ist wichtig für gleichbleibende Druckergebnisse und lange Haltbarkeit des Materials.
Feuchtigkeitsmanagement
HIPS ist weniger hygroskopisch als PLA oder Nylon, kann aber dennoch Feuchtigkeit aufnehmen:
- Trockenlagerung: In versiegelten Behältern mit Silica-Gel Trockenmittel aufbewahren
- Relative Luftfeuchtigkeit: Idealerweise unter 30% für optimale Lagerbedingungen
- Trocknungszeit: Bei Feuchtigkeitsaufnahme 4-6 Stunden bei 65-70°C im Filamenttrockner
- Anzeichen für Feuchtigkeit: Zischen beim Drucken, erhöhtes Stringing, raue Oberfläche
Optimale Lagerbedingungen
🌡️ Temperatur
15-25°C ideal, vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Nähe zu Hitzequellen
💧 Luftfeuchtigkeit
Unter 30% RH optimal, maximal 50% RH für kurzzeitige Lagerung akzeptabel
📦 Verpackung
Vakuumbeutel oder luftdichte Boxen mit Trockenmittel für langfristige Lagerung
Haltbarkeit und Alterung
HIPS hat eine gute Lagerstabilität, wenn es richtig aufbewahrt wird:
- Haltbarkeit: 2-3 Jahre bei optimaler Lagerung
- UV-Empfindlichkeit: Begrenzt, dennoch dunkle Lagerung bevorzugen
- Oxidation: Minimal, keine besonderen Vorkehrungen nötig
- Qualitätsverlust: Zeigt sich durch sprödes Material oder Verfärbungen
Vergleich: HIPS vs. andere Filamente
Um die richtige Materialwahl zu treffen, ist ein Vergleich mit anderen gängigen Filamenten hilfreich.
HIPS vs. ABS
| Kriterium | HIPS | ABS |
|---|---|---|
| Schlagfestigkeit | Höher | Gut |
| Geruchsentwicklung | Gering | Stark |
| Löslichkeit | In Limonen | In Aceton |
| Festigkeit | Geringer | Höher |
| Warping | Ähnlich | Ähnlich |
| Preis | Günstiger | Standard |
| Hitzebeständigkeit | 95-105°C | 95-110°C |
HIPS vs. PVA (als Stützmaterial)
| Kriterium | HIPS | PVA |
|---|---|---|
| Lösungsmittel | D-Limonen | Wasser |
| Kompatibilität | ABS, HIPS | PLA, PETG |
| Feuchtigkeitsempfindlichkeit | Gering | Sehr hoch |
| Lagerfähigkeit | 2-3 Jahre | 6-12 Monate |
| Drucktemperatur | 230-245°C | 185-200°C |
| Kosten | Günstiger | Teurer |
| Auflösegeschwindigkeit | 8-24 Stunden | 2-12 Stunden |
HIPS vs. PLA
| Kriterium | HIPS | PLA |
|---|---|---|
| Druckschwierigkeit | Mittel | Einfach |
| Heizbett erforderlich | Ja (90-110°C) | Optional (50-60°C) |
| Schlagfestigkeit | Höher | Geringer |
| Hitzebeständigkeit | Höher (95-105°C) | Geringer (55-65°C) |
| Biologisch abbaubar | Nein | Ja |
| Oberflächenqualität | Matt | Glänzend |
| Nachbearbeitung | Sehr gut | Gut |
Troubleshooting – Häufige Probleme und Lösungen
Auch erfahrene Anwender stoßen beim Drucken mit HIPS gelegentlich auf Probleme. Hier sind die häufigsten Schwierigkeiten und ihre Lösungen:
Warping und Verzug
Problem: Die Ecken heben sich vom Druckbett oder das Objekt verzieht sich während des Drucks.
Ursachen und Lösungen:
- Betttemperatur zu niedrig: Erhöhen Sie auf 100-110°C
- Fehlende Haftung: Verwenden Sie ABS-Saft, HIPS-Klebestift oder Haarspray
- Zugluft: Drucken Sie in einem geschlossenen Gehäuse
- Zu schnelles Abkühlen: Reduzieren Sie die Lüftergeschwindigkeit auf 0-20%
- Erste Schicht zu schnell: Verlangsamen Sie auf 20-25 mm/s
- Bett nicht eben: Führen Sie eine präzise Bettnivellierung durch
- Brim oder Raft verwenden: Vergrößert die Haftfläche erheblich
Schlechte Schichthaftung
Problem: Die Schichten halten nicht zusammen oder das Objekt delaminiert.
Ursachen und Lösungen:
- Düsentemperatur zu niedrig: Erhöhen Sie auf 235-245°C
- Druckgeschwindigkeit zu hoch: Reduzieren Sie auf 40-50 mm/s
- Kühlung zu stark: Lüfter auf maximal 20% stellen
- Underextrusion: Erhöhen Sie den Flow auf 102-105%
- Zugluft: Geschlossenes Gehäuse verwenden
- Feuchtes Filament: 4-6 Stunden bei 65-70°C trocknen
Stringing und Fadenzieher
Problem: Feine Fäden zwischen nicht verbundenen Teilen des Drucks.
Ursachen und Lösungen:
- Retraction-Einstellungen: Erhöhen Sie Distanz auf 5-7 mm (Bowden)
- Düsentemperatur zu hoch: Reduzieren Sie um 5-10°C
- Zu langsame Reisegeschwindigkeit: Erhöhen Sie Travel Speed auf 150-200 mm/s
- Z-Hop aktivieren: 0,2-0,4 mm verhindert Berührung beim Travel
- Feuchtes Filament: Gründlich trocknen
- Combing-Modus: In Slicer aktivieren
Verstopfte Düse
Problem: Material fließt nicht oder nur unregelmäßig aus der Düse.
Ursachen und Lösungen:
- Zu niedrige Temperatur: Erhöhen Sie auf 240-245°C
- Teilweise verstopfte Düse: Cold Pull Methode durchführen
- Verbranntes Material: Düse bei 250°C mit Reinigungsfilament säubern
- Falscher Düsendurchmesser im Slicer: Einstellungen überprüfen
- Zu hoher Retraction: Kann Material in die Kaltzone ziehen
Raue Oberflächen
Problem: Die Druckoberfläche ist ungleichmäßig oder körnig.
Ursachen und Lösungen:
- Feuchtes Filament: Hauptursache – gründlich trocknen
- Zu niedrige Düsentemperatur: Erhöhen für besseren Materialfluss
- Ungleichmäßige Extrusion: Extruder-Spannung oder E-Steps kalibrieren
- Zu schnelle Druckgeschwindigkeit: Außenwände auf 35-45 mm/s reduzieren
- Vibration: Drucker stabilisieren, Riemen spannen
Umweltaspekte und Nachhaltigkeit
Die Umweltverträglichkeit von 3D-Druck-Materialien wird zunehmend wichtiger. Hier ist die Situation bei HIPS:
Abbaubarkeit und Recycling
- Biologische Abbaubarkeit: HIPS ist nicht biologisch abbaubar und verbleibt lange in der Umwelt
- Recycling-Fähigkeit: HIPS kann recycelt werden (Recycling-Code 6 – PS), allerdings ist die Infrastruktur begrenzt
- Energieaufwand: Die Herstellung erfordert fossile Brennstoffe
- Emissionen beim Drucken: Deutlich geringer als ABS, aber höher als PLA
Verantwortungsvoller Umgang
Limonen-Entsorgung
D-Limonen ist ein natürliches Produkt, erfordert aber dennoch sorgfältige Entsorgung:
- Nicht in den Abfluss: Kann Kläranlagen beeinträchtigen
- Sondermüll: Gesättigtes Limonen mit gelöstem HIPS als Problemstoff entsorgen
- Wiederverwendung: Limonen kann mehrmals verwendet werden, bis es mit HIPS gesättigt ist
- Filtration: Grobe Partikel können herausgefiltert werden, um die Nutzungsdauer zu verlängern
Kaufberatung – Worauf beim Kauf achten?
Die Qualität von HIPS-Filament variiert zwischen Herstellern erheblich. Hier sind die wichtigsten Kriterien:
Qualitätsmerkmale
- Durchmessertoleranz: ±0,03 mm oder besser für konstante Extrusion
- Rundheit: Sollte über die gesamte Spulenlänge konsistent sein
- Farbkonsistenz: Keine Flecken oder Verfärbungen
- Spulenqualität: Sauber gewickelt ohne Verhedderungen
- Verpackung: Vakuumverpackt oder mit Trockenmittel
- Technisches Datenblatt: Seriöse Hersteller liefern detaillierte Spezifikationen
Preisklassen und Erwartungen (2025)
| Preiskategorie | Preis/kg (ca.) | Erwartbare Qualität |
|---|---|---|
| Budget | 15-20 € | Akzeptabel für Stützmaterial, variable Durchmesser möglich |
| Mittelklasse | 20-30 € | Gute Konsistenz, zuverlässig für die meisten Anwendungen |
| Premium | 30-40 € | Exzellente Toleranzen, optimale Löslichkeit, beste Ergebnisse |
| Spezial | 40+ € | Lebensmittelecht oder besondere Eigenschaften |
Renommierte Hersteller
Folgende Marken haben sich im HIPS-Bereich bewährt (ohne Wertung):
- eSUN – Große Auswahl, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Ultimaker – Premium-Qualität für professionelle Anwendungen
- Verbatim – Zuverlässige Mittelklasse-Option
- Innofil3D – Spezialist für technische Filamente
- Fillamentum – Hochwertige europäische Produktion
Zukunft von HIPS im 3D-Druck
Die Entwicklung von HIPS-Filament steht nicht still. Aktuelle Trends und Innovationen (Stand 2025):
Technologische Entwicklungen
- Verbesserte Formulierungen: Neuere HIPS-Varianten lösen sich schneller auf und haben bessere mechanische Eigenschaften
- Farb-Varianten: Zunehmend verfügbar, obwohl traditionell hauptsächlich weiß angeboten
- Bio-basierte Alternativen: Forschung an teilweise bio-basierten HIPS-Formulierungen
- Optimierte Drucker-Profile: Slicer-Hersteller integrieren voreingestellte HIPS-Profile
- Multi-Material-Systeme: Einfachere Dual-Extruder-Lösungen machen HIPS-Support zugänglicher
Marktentwicklung
Der HIPS-Markt entwickelt sich stetig:
- Preisstabilität: Preise bleiben stabil bis leicht sinkend durch erhöhte Konkurrenz
- Verfügbarkeit: Immer mehr Anbieter führen HIPS in ihr Sortiment ein
- Professionalisierung: Zunehmendes Interesse aus der Industrie
- Nischen-Anwendungen: Neue Einsatzbereiche werden erschlossen
Konkurrierende Technologien
HIPS steht in Konkurrenz zu anderen Lösungen:
- Wasserlösliche Supports (PVA, BVOH): Bequemer, aber temperaturlimitiert und teurer
- Abtrennbare Supports: Verbesserte Slicer-Algorithmen machen mechanisch entfernbare Supports effizienter
- Support-freie Designs: Optimierte Konstruktionsmethoden reduzieren Support-Bedarf
- Alternative chemische Lösungen: Neue lösliche Materialien in Entwicklung
Fazit: Ist HIPS das richtige Material für Sie?
HIPS ist ein vielseitiges Filament, das seine Stärken besonders als Stützmaterial für ABS-Drucke ausspielt. Die Löslichkeit in Limonen ermöglicht komplexe Konstruktionen mit hervorragenden Oberflächen, die mit anderen Methoden kaum realisierbar wären.
✅ HIPS ist ideal für Sie, wenn:
- Sie komplexe ABS-Teile mit schwer zugänglichen Stützstrukturen drucken möchten
- Sie einen Dual-Extruder-Drucker besitzen oder anschaffen möchten
- Perfekte Oberflächenqualität auch an unterstützten Bereichen wichtig ist
- Sie mit höheren Drucktemperaturen und Heizbett arbeiten können
- Sie Zugang zu D-Limonen haben und den Auflöseprozess durchführen können
- Schlagfeste Bauteile für Prototyping oder funktionale Teile benötigt werden
- Sie ein kostengünstiges Stützmaterial mit langer Lagerfähigkeit suchen
❌ HIPS ist weniger geeignet, wenn:
- Sie nur einen Single-Extruder-Drucker haben (außer für eigenständige Drucke)
- Ihr Drucker kein beheiztes Bett hat oder nur niedrige Temperaturen erreicht
- Sie hauptsächlich mit PLA oder anderen niedrig-temperierten Materialien drucken
- Sie keinen Zugang zu D-Limonen haben oder den Aufwand scheuen
- Biologische Abbaubarkeit für Sie wichtig ist
- Sie in schlecht belüfteten Räumen ohne Absaugung drucken
HIPS hat seinen festen Platz im 3D-Druck-Material-Arsenal und wird besonders von fortgeschrittenen Anwendern geschätzt, die komplexe, hochwertige ABS-Drucke realisieren möchten. Mit der richtigen Ausstattung und etwas Übung eröffnet HIPS kreative Möglichkeiten, die mit anderen Materialien kaum erreichbar sind.
Die Kombination aus Funktionalität als Stützmaterial und eigenständigem Druckmaterial macht HIPS zu einer wertvollen Ergänzung für jeden, der sein 3D-Druck-Repertoire erweitern möchte. Die etwas höheren Anforderungen an Drucker und Prozess werden durch die Ergebnisqualität mehr als ausgeglichen.
Kann ich HIPS auch ohne Dual-Extruder-Drucker sinnvoll verwenden?
Ja, absolut! HIPS ist auch als eigenständiges Druckmaterial sehr gut verwendbar. Es bietet ausgezeichnete Schlagfestigkeit, gute Dimensionsstabilität und lässt sich hervorragend nachbearbeiten. Sie können damit Gehäuse, Prototypen, Modellbauteile und funktionale Objekte drucken. Die Vorteile als Stützmaterial nutzen Sie zwar nicht, aber als preiswertes, robustes Konstruktionsmaterial ist HIPS durchaus eine gute Wahl.
Wie lange dauert es, HIPS-Stützmaterial in Limonen aufzulösen?
Die Auflösezeit hängt von der Menge des Supports und der Zugänglichkeit ab. Typischerweise dauert der Prozess 8-24 Stunden bei Raumtemperatur. Sie können den Prozess beschleunigen, indem Sie das Teil regelmäßig bewegen oder einen Ultraschallreiniger verwenden. Dünne Support-Strukturen lösen sich schneller auf als massive Bereiche. Bei sehr komplexen Teilen mit viel Support kann es auch bis zu 48 Stunden dauern. Das Limonen kann mehrfach verwendet werden, was die Gesamtkosten reduziert.
Ist HIPS-Filament giftig oder gesundheitlich bedenklich?
HIPS gilt als relativ sicher im Vergleich zu anderen 3D-Druck-Materialien. Bei der Verarbeitung werden weniger flüchtige organische Verbindungen (VOCs) freigesetzt als bei ABS. Trotzdem sollten Sie beim Drucken für gute Belüftung sorgen. Das fertige Material ist ungiftig und kann sogar in lebensmittelechter Qualität erworben werden. Beim Umgang mit D-Limonen zum Auflösen sollten Sie Handschuhe tragen und gut lüften, da Limonen Hautreizungen verursachen kann. Grundsätzlich ist HIPS bei vernünftigem Umgang sicher.
Warum haftet mein HIPS-Druck nicht am Druckbett?
Schlechte Betthaftung bei HIPS hat meist mehrere Ursachen: Die Betttemperatur ist zu niedrig (mindestens 100°C erforderlich), die erste Schicht wird zu schnell gedruckt, oder die Oberfläche ist nicht richtig vorbereitet. Lösung: Erhöhen Sie die Betttemperatur auf 100-110°C, verlangsamen Sie die erste Schicht auf 20-25 mm/s und verwenden Sie ein Haftmittel wie ABS-Saft, HIPS-Klebestift oder Haarspray. Ein geschlossenes Gehäuse verhindert zudem Zugluft, die zu Warping führt. Stellen Sie außerdem sicher, dass das Bett perfekt nivelliert ist.
Kann ich HIPS-Filament recyceln oder wiederverwenden?
Theoretisch ist HIPS recycelbar (Recycling-Code 6 – PS), allerdings gibt es kaum Recycling-Programme speziell für 3D-Druck-Reste. Sie können Ihre Fehldrucke sammeln und bei kommunalen Recyclinghöfen als Polystyrol abgeben, sofern diese das Material annehmen. Einige spezialisierte Unternehmen bieten Filament-Recycling an. Das hausgemachte Recycling zu neuem Filament ist technisch möglich, erfordert aber spezielle Ausrüstung (Shredder, Extruder) und lohnt sich meist nur für größere Mengen. Die beste Strategie ist, Druckeinstellungen zu optimieren, um Fehldrucke zu minimieren.