Der Bambu Lab P1S hat sich seit seiner Markteinführung als leistungsstarker CoreXY 3D-Drucker etabliert, der die Balance zwischen Geschwindigkeit, Präzision und Zuverlässigkeit perfekt meistert. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte über den P1S – von den technischen Spezifikationen über die praktischen Einsatzmöglichkeiten bis hin zu wertvollen Tipps für optimale Druckergebnisse.
Was macht den Bambu Lab P1S besonders?
Der Bambu Lab P1S ist die geschlossene Variante des erfolgreichen P1P-Modells und bietet durch sein Gehäuse entscheidende Vorteile beim Druck mit anspruchsvollen Filamenten. Als CoreXY-Drucker mit Hochgeschwindigkeitsdruck-Kapazität positioniert sich der P1S im professionellen Segment, ohne dabei den ambitionierten Hobby-Nutzer aus den Augen zu verlieren.
Technische Spezifikationen im Detail
Bauvolumen
Großzügiger Bauraum für vielfältige Projekte
Druckgeschwindigkeit
Standardgeschwindigkeit: 200-300 mm/s
Beschleunigung
Extrem dynamische Bewegungen
Druckbett-Temperatur
Perfekt für Engineering-Filamente
Hotend-Temperatur
Für fast alle gängigen Materialien
Schichtauflösung
Von ultrafein bis schnell
Drucksystem und Kinematik
Der P1S nutzt die CoreXY-Kinematik, bei der zwei Motoren synchron arbeiten, um den Druckkopf in der XY-Ebene zu bewegen. Diese Bauweise bietet mehrere entscheidende Vorteile:
- Reduzierte bewegte Masse: Der Druckkopf selbst ist leichter, da die Motoren am Rahmen befestigt sind
- Höhere Geschwindigkeiten: Weniger Masse ermöglicht schnellere Beschleunigungen ohne Qualitätsverlust
- Präzisere Bewegungen: Die mechanische Konstruktion minimiert Vibrationen und Ringing-Effekte
- Gleichmäßige Belastung: Beide Motoren teilen sich die Arbeit, was die Verschleißbelastung reduziert
Das geschlossene Gehäuse
Ein wesentliches Merkmal des P1S ist das vollständig geschlossene Gehäuse mit Acrylplatten. Diese Bauweise bringt erhebliche praktische Vorteile:
Vorteile des geschlossenen Bauraums
- Temperaturstabilität: Konstante Umgebungstemperatur verhindert Warping und Schichtablösungen
- ABS und ASA: Problemloser Druck mit schrumpfanfälligen Materialien
- Lärmreduzierung: Das Gehäuse dämpft Betriebsgeräusche deutlich
- Sicherheit: Schutz vor Verbrennungen und bewegten Teilen
- Staubschutz: Weniger Verschmutzung der Mechanik
Intelligente Features und Automatisierung
Automatische Kalibrierfunktionen
Der Bambu Lab P1S zeichnet sich durch umfassende Automatisierung aus, die besonders Einsteigern den Zugang erleichtert:
Automatisches Bett-Leveling
Die induktive Sensor-basierte Bett-Vermessung erfolgt vor jedem Druck automatisch. Das System erstellt ein 7×7 Mesh, das Unebenheiten bis zu 0,01 mm ausgleichen kann. Der gesamte Vorgang dauert weniger als zwei Minuten und erfordert keine manuelle Einstellung.
Input Shaping und Vibrationskompensation
Der P1S verfügt über einen integrierten Beschleunigungssensor, der Resonanzfrequenzen des Druckers ermittelt. Durch algorithmische Kompensation werden Druckartefakte wie Ghosting und Ringing auch bei hohen Geschwindigkeiten minimiert. Die Kalibrierung erfolgt automatisch und kann bei Bedarf wiederholt werden.
Automatische Durchflusskalibrierung
Für jedes Filament kann der P1S automatisch die optimale Extrusionsmenge ermitteln. Dies gewährleistet dimensionsgenau Drucke unabhängig von Herstellertoleranzen des Filaments.
Lidar-basierte Erststichterkennung
Eine der innovativsten Funktionen ist das Lidar-System zur Erststichtkontrolle. Der Sensor überprüft, ob die erste Schicht korrekt haftet. Bei Problemen wird der Druck automatisch abgebrochen, was Material spart und Fehldrucke verhindert.
Filamentüberwachung und -wechsel
Der eingebaute Filament-Runout-Sensor erkennt, wenn das Filament zur Neige geht. Der Druck wird pausiert, sodass eine neue Rolle eingelegt werden kann, ohne den Druckauftrag zu verlieren. In Kombination mit dem AMS (Automatic Material System) ermöglicht dies vollautomatische Multimaterial- und Multicolor-Drucke mit bis zu vier verschiedenen Filamenten.
Material-Kompatibilität und Druckqualität
Unterstützte Filamente
Der P1S ist für eine breite Palette an Materialien ausgelegt. Die Kombination aus geschlossenem Gehäuse und 300°C Hotend-Temperatur eröffnet vielfältige Möglichkeiten:
Standard-Materialien (PLA, PETG)
Bei Standard-Filamenten zeigt der P1S seine Stärken in Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. PLA-Drucke gelingen mit bis zu 300 mm/s ohne merklichen Qualitätsverlust. Die Oberflächenqualität ist hervorragend, mit minimalen Schichtlinien selbst bei 0,2 mm Schichthöhe.
Engineering-Materialien (ABS, ASA, PC)
Das geschlossene Gehäuse macht den P1S zur idealen Wahl für anspruchsvolle technische Filamente. ABS und ASA können ohne zusätzliche Gehäuseheizung mit minimalem Warping gedruckt werden. Die Kammertemperatur stabilisiert sich bei etwa 45-55°C, was für die meisten Anwendungen ausreicht.
Profi-Tipp für ABS/ASA-Drucke
Für größere ABS-Drucke empfiehlt es sich, die Gehäusetüren während der ersten 10-15 Schichten geschlossen zu halten und die Lüftergeschwindigkeit auf 0% zu setzen. Nach dem vollständigen Druck das Modell im geschlossenen Gehäuse abkühlen lassen, um Spannungsrisse zu vermeiden.
Flexible Materialien (TPU)
TPU mit Shore-Härten zwischen 95A und 98A lässt sich problemlos drucken. Weichere Varianten können Herausforderungen bereiten, sind aber mit reduzierten Geschwindigkeiten (40-60 mm/s) und optimierten Retraction-Einstellungen machbar. Der Dual-Gear-Extruder bietet ausreichend Grip auch für elastische Filamente.
Carbon-Filamente
Der Standard-Hotend des P1S ist mit einer gehärteten Düse ausgestattet, die für abrasive Materialien wie Carbon-Filamente geeignet ist. PLA-CF, PETG-CF und PA-CF können ohne vorzeitigen Verschleiß verarbeitet werden. Die Druckqualität ist ausgezeichnet, mit guten Schichthaftungen und präzisen Details.
Druckqualität und Oberflächenfinish
Die Kombination aus präziser Kinematik, Input Shaping und qualitativ hochwertigen Komponenten resultiert in hervorragender Druckqualität:
- Dimensionsgenauigkeit: ±0,1 mm bei korrekter Kalibrierung
- Minimale Schichtlinien: Selbst bei 0,2 mm kaum sichtbar
- Saubere Überhänge: Bis 60° ohne Support, mit Teillüfter bis 70°
- Präzise Geometrie: Scharfe Ecken und Kanten ohne Abrundungen
- Gleichmäßige Extrusion: Keine sichtbaren Unterschiede zwischen Schichten
Bambu Studio: Die Slicer-Software
Bambu Lab liefert mit Bambu Studio eine proprietäre Slicer-Software, die speziell für ihre Drucker optimiert ist. Die Software basiert auf PrusaSlicer/SuperSlicer, bietet aber zahlreiche Zusatzfunktionen:
Besondere Features von Bambu Studio
Voreingestellte Profile
Für gängige Filamente und Druckbedingungen stehen optimierte Profile bereit. Diese wurden umfassend getestet und liefern ohne weitere Anpassungen exzellente Ergebnisse. Profile existieren für verschiedene Qualitätsstufen:
- Draft (0,28 mm): Schnelle Prototypen und Funktionsmodelle
- Standard (0,20 mm): Ausgewogenes Verhältnis zwischen Geschwindigkeit und Qualität
- Fine (0,16 mm): Hohe Detailgenauigkeit für Präsentationsmodelle
- Extra Fine (0,08 mm): Maximale Auflösung für kleinste Details
Automatische Stützstruktur-Generierung
Der integrierte Algorithmus erkennt kritische Bereiche und platziert Support-Strukturen intelligent. Die Supports sind leicht zu entfernen und hinterlassen minimale Spuren auf der Oberfläche.
Multicolor- und Multimaterial-Funktionen
In Verbindung mit dem AMS ermöglicht Bambu Studio komplexe Farbwechsel und Materialkombinationen. Die Software berechnet automatisch Purge-Volumen und Wechselzeiten. Farbverläufe und Farbwechsel können präzise auf bestimmte Schichten oder Objektbereiche angewendet werden.
Cloud-Integration
Druckaufträge können direkt aus der Software an den Drucker über WLAN oder LAN gesendet werden. Eine Kamera-Integration ermöglicht die Fernüberwachung über die Bambu Handy App oder den Browser. Zeitraffer-Videos werden automatisch erstellt.
Alternative Slicer
Obwohl Bambu Studio empfohlen wird, unterstützt der P1S auch andere Slicer über G-Code-Export:
- OrcaSlicer: Community-Fork mit erweiterten Funktionen und Kompatibilität
- SuperSlicer: Mit manueller Profil-Anpassung nutzbar
- PrusaSlicer: Grundsätzlich kompatibel, erfordert aber Profil-Anpassungen
AMS (Automatic Material System) – Das Multimaterial-Upgrade
Das AMS ist ein optionales Zubehör, das den P1S zu einem vollwertigen Multimaterial-Drucker erweitert. Das System kann bis zu vier Filamentrollen aufnehmen und ermöglicht automatische Materialwechsel während des Drucks.
Funktionsweise des AMS
Das AMS besteht aus vier unabhängigen Filament-Kammern mit jeweils eigenem Motor und Sensor. Bei einem Materialwechsel wird das aktuelle Filament zurückgezogen, das neue wird geladen und in einem Purge-Block oder Purge-Tower das verbleibende Material des vorherigen Filaments ausgespült.
Anwendungsfälle
- Multicolor-Drucke: Objekte mit bis zu vier verschiedenen Farben in einem Durchgang
- Support-Material: Wasserlösliches PVA oder HIPS für komplexe Geometrien
- Materialwechsel: Kombination verschiedener Materialeigenschaften in einem Objekt
- Automatische Fortsetzung: Bei leerem Filament wechselt das System zur nächsten Rolle derselben Farbe
Praktische Aspekte
Das AMS steigert den Materialverbrauch durch das Purging. Je nach Farbkontrast können 5-20% zusätzliches Filament benötigt werden. Bei häufigen Farbwechseln kann dieser Anteil höher liegen. Die Software bietet Optionen zur Optimierung:
- Flush-Volumen-Anpassung: Reduzierung des Purge-Volumens bei ähnlichen Farben
- Wipe Tower Optimierung: Intelligente Platzierung und Dimensionierung des Purge-Towers
- Flush into Objects: Purgen in Infill-Bereiche statt separatem Tower
Bambu Lab P1S vs. P1P vs. X1 Carbon: Der Vergleich
Bambu Lab bietet mehrere Modelle an, die sich in Ausstattung und Preis unterscheiden. Hier die wichtigsten Unterschiede:
| Feature | P1P | P1S | X1 Carbon |
|---|---|---|---|
| Gehäuse | Offen (optional nachrüstbar) | Geschlossen (Acryl) | Geschlossen (verstärktes Glas) |
| Maximale Geschwindigkeit | 500 mm/s | 500 mm/s | 500 mm/s |
| Kamera | Nein | Ja (1080p) | Ja (1080p) |
| Lidar-System | Nein | Ja | Ja |
| Bauplattenheizung | Bis 90°C | Bis 120°C | Bis 120°C + aktive Kühlung |
| Beleuchtung | Nein | LED-Streifen | Vollständige Kammerbeleuchtung |
| Luftfilter | Nein | Optional | Aktiv-Kohlefilter integriert |
| Preis (ca.) | €599 | €799 | €1.399 |
Welches Modell für wen?
P1P – Der Preis-Leistungs-Champion
Der P1P ist ideal für Budget-bewusste Nutzer, die hauptsächlich mit PLA und PETG arbeiten. Das offene Design ermöglicht einfachen Zugang, erfordert aber bessere Umgebungsbedingungen für anspruchsvolle Materialien.
P1S – Die ausgewogene Wahl
Der P1S bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Nutzer, die mit verschiedenen Materialien experimentieren möchten. Das Gehäuse ermöglicht zuverlässige ABS/ASA-Drucke, und die Kamera erlaubt Fernüberwachung. Für die meisten Anwender ist dies die ideale Wahl.
X1 Carbon – Das Profi-Modell
Der X1 Carbon rechtfertigt seinen höheren Preis durch zusätzliche Features wie aktive Bettplattenkühlung (wichtig für schnelle Druckzyklen), bessere Kammerbeleuchtung und integrierten Luftfilter. Für professionelle Anwendungen und Produktionszwecke ist er die erste Wahl.
Praxis-Tipps für optimale Ergebnisse
Erste Schritte und Einrichtung
Checkliste für den ersten Druck
- Drucker auf stabiler, vibrationsfreier Unterlage platzieren
- Netzverbindung herstellen (LAN empfohlen für größere Dateien)
- Automatische Kalibrierung durchführen lassen
- Testdruck mit mitgeliefertem Filament starten
- Bambu Handy App installieren für Fernzugriff
Wartung und Pflege
Der P1S ist weitgehend wartungsarm, einige regelmäßige Checks verlängern aber die Lebensdauer und Druckqualität:
Wöchentliche Wartung (bei intensiver Nutzung)
- Druckbett reinigen: Mit Isopropanol-Alkohol Fettrückstände entfernen
- Riemenspannung prüfen: Sollte fest sein, aber nicht überspannt
- Düse kontrollieren: Auf Anbackungen oder Verschleiß prüfen
Monatliche Wartung
- Linearführungen schmieren: Dünn mit PTFE-Fett die Stangen behandeln
- Lüfter reinigen: Staubablagerungen mit Druckluft entfernen
- Extruder-Zahnräder prüfen: Auf Abnutzung und Verschmutzung kontrollieren
- Kalibrierung wiederholen: Besonders nach Düsenwechsel
Bei Bedarf
- Düsentausch: Nach 500-1000 Betriebsstunden oder bei sichtbarem Verschleiß
- PTFE-Schlauch ersetzen: Bei Verformungen oder Verfärbungen
- Hotend reinigen: Cold-Pull-Methode bei Verstopfungen
Optimierung der Druckparameter
Geschwindigkeit vs. Qualität
Die Werksprofile sind bereits gut optimiert, aber für spezifische Anforderungen lohnen sich Anpassungen:
- Funktionale Teile: 200-250 mm/s mit 0,20 mm Schichthöhe – gutes Gleichgewicht
- Präsentationsmodelle: 100-150 mm/s mit 0,12-0,16 mm für beste Oberflächenqualität
- Prototypen: 300-400 mm/s mit 0,28 mm für maximale Geschwindigkeit
Material-spezifische Optimierungen
PLA: Sehr tolerant, Standardeinstellungen funktionieren hervorragend. Lüfter auf 100% für beste Überhänge.
PETG: Lüfter auf 50% reduzieren, um Schichthaftung zu verbessern. Etwas höhere Drucktemperatur (+5-10°C) für bessere Interlayer-Bindung.
ABS/ASA: Türen geschlossen halten, Lüfter minimal oder aus. Betttemperatur 100-110°C. Langsam abkühlen lassen.
TPU: Geschwindigkeit auf 40-60 mm/s reduzieren, Retraction minimieren (0,5-1 mm). Direkte Extrusion macht TPU machbar, aber nicht so einfach wie mit Bowden-Systemen.
Problemlösung häufiger Druckfehler
Warping (Ecken heben sich)
Ursachen: Zu schnelle Abkühlung, unzureichende Betthaftung, Zugluft
Lösungen: Betttemperatur erhöhen, Brim oder Raft nutzen, bei ABS Türen geschlossen halten, Bettreinigung mit IPA
Stringing (Fäden zwischen Objekten)
Ursachen: Zu hohe Drucktemperatur, falsche Retraction-Einstellungen
Lösungen: Temperatur schrittweise senken (-5°C), Retraction-Distanz erhöhen (0,5-1 mm), Retraction-Speed optimieren
Layer Shifting (Schichtversatz)
Ursachen: Zu lockere Riemen, zu hohe Geschwindigkeit/Beschleunigung, mechanische Blockade
Lösungen: Riemenspannung prüfen und anpassen, Geschwindigkeit reduzieren, Linearführungen auf Hindernisse prüfen
Unter-/Überextrusion
Ursachen: Falsche Flow-Kalibrierung, Düsenverstopfung, inkonsistentes Filament
Lösungen: Automatische Flow-Kalibrierung durchführen, Düse reinigen oder wechseln, hochwertiges Filament verwenden
Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile des P1S
- Herausragende Druckgeschwindigkeit ohne Qualitätsverlust
- Geschlossenes Gehäuse für anspruchsvolle Materialien
- Umfassende Automatisierung und einfache Bedienung
- Exzellente Druckqualität ab Werk
- Integrierte Kamera für Fernüberwachung
- AMS-Kompatibilität für Multimaterial-Drucke
- Große aktive Community und guter Support
- Leise im Betrieb durch geschlossenes Gehäuse
- Hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Zuverlässiger Betrieb mit wenigen Fehldrucken
Nachteile des P1S
- Proprietäres Ökosystem mit Fokus auf Bambu Studio
- Höherer Preis als Budget-3D-Drucker
- Cloud-Anbindung für einige Features erforderlich
- Kein beheiztes Gehäuse (Kammertemperatur passiv)
- AMS erhöht Materialverbrauch durch Purging
- Ersatzteile teilweise nur über Bambu Lab erhältlich
- Begrenzte Möglichkeiten für Hardware-Modifikationen
- 230V-Anschluss erforderlich (keine 110V-Version standardmäßig)
Für wen eignet sich der Bambu Lab P1S?
Ideale Zielgruppen
Fortgeschrittene Hobby-Maker
Wer bereits Erfahrung mit 3D-Druck hat und ein zuverlässiges, schnelles System sucht, findet im P1S einen hervorragenden Partner. Die Automatisierung nimmt repetitive Aufgaben ab, während die Druckqualität professionellen Ansprüchen genügt.
Kleine Unternehmen und Prototyping
Für Produktentwicklung und Rapid Prototyping bietet der P1S die ideale Kombination aus Geschwindigkeit und Präzision. Mehrere Iterationen pro Tag sind problemlos möglich, und die Materialvielfalt erlaubt funktionale Tests.
Bildungseinrichtungen
Die einfache Bedienung und hohe Zuverlässigkeit machen den P1S perfekt für Schulen und Universitäten. Die geschlossene Bauweise erhöht die Sicherheit, und die automatischen Kalibrierungen reduzieren den Betreuungsaufwand.
Content Creator und Designer
Für YouTuber, 3D-Designer und Künstler ermöglicht der P1S schnelle Realisierung kreativer Projekte. Multicolor-Drucke mit dem AMS eröffnen neue gestalterische Möglichkeiten.
Weniger geeignet für
- Absolute Einsteiger mit kleinem Budget: Günstigere Drucker bieten einen besseren Einstieg, auch wenn sie mehr Handarbeit erfordern
- Tinkerer und Hardware-Modder: Wer gerne am Drucker schraubt und modifiziert, findet mit Open-Source-Druckern mehr Freiheiten
- Nutzer ohne Internetanbindung: Viele Komfort-Features erfordern Cloud-Verbindung
- Sehr große Druckvolumen-Anforderungen: Mit 256 mm³ ist der Bauraum solide, aber nicht riesig
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Anschaffungskosten
Der Bambu Lab P1S liegt preislich bei etwa 799-849 Euro (Stand 2024). Hinzu kommen optional:
- AMS (Automatic Material System): ca. 349 Euro
- Zusätzliche Bauplatte: ca. 40-60 Euro
- Ersatzdüsen (Set): ca. 30-50 Euro
- Gehäusefilter: ca. 50 Euro
Betriebskosten
Die laufenden Kosten sind überschaubar:
- Stromverbrauch: Ca. 350-400W während des Drucks, etwa 0,15 € pro Druckstunde bei durchschnittlichen Strompreisen
- Filament: PLA ab 15-25 €/kg, technische Filamente 30-60 €/kg
- Verschleißteile: Düse (ca. 15 €) alle 1000 Betriebsstunden, PTFE-Schlauch (ca. 10 €) jährlich
Return on Investment
Für kleine Unternehmen amortisiert sich der P1S schnell durch:
- Reduktion von Prototyping-Kosten externer Dienstleister
- Zeitersparnis durch hohe Druckgeschwindigkeit
- Geringe Ausschussrate durch zuverlässige Drucke
- Möglichkeit zur Kleinserienfertigung
Ein einzelner extern gefertigter Prototyp kann schnell 50-200 Euro kosten. Bei regelmäßigem Bedarf rechnet sich die Anschaffung innerhalb weniger Monate.
Zukunftssicherheit und Updates
Firmware-Updates
Bambu Lab veröffentlicht regelmäßig Firmware-Updates, die neue Funktionen hinzufügen und bestehende verbessern. Updates erfolgen Over-the-Air und können direkt über die Benutzeroberfläche installiert werden. Zu den bisherigen Verbesserungen gehörten:
- Optimierte Input-Shaping-Algorithmen für höhere Geschwindigkeiten
- Erweiterte Material-Profile
- Verbesserte Kamera-Funktionen und Zeitraffer-Modi
- Feintuning der automatischen Kalibrierungen
Erweiterbarkeit
Das modulare Design ermöglicht zukünftige Erweiterungen:
- Zusätzliche AMS-Einheiten: Bis zu vier AMS können kaskadiert werden (16 Filamente)
- Gehäuseheizung: Durch Community-Mods realisierbar für noch anspruchsvollere Materialien
- Alternative Hotends: Bambu arbeitet an verschiedenen Hotend-Optionen
Community und Ökosystem
Die Bambu Lab Community wächst rasant und bietet:
- Umfangreiche Wissensdatenbanken und Tutorials
- Community-entwickelte Profile und Optimierungen
- Modifikationen und Upgrades
- Aktive Foren und Social-Media-Gruppen für Support
Nachhaltigkeit und Umweltaspekte
Energieeffizienz
Der P1S ist relativ energieeffizient für seine Leistungsklasse. Das geschlossene Gehäuse reduziert Wärmeverluste, und die hohe Druckgeschwindigkeit verkürzt die Betriebszeit pro Objekt. Im Standby-Modus verbraucht der Drucker weniger als 5 Watt.
Materialeffizienz
Die zuverlässigen Drucke reduzieren Materialverschwendung durch Fehldrucke. Die präzise Extrusion und optimierten Profile minimieren unnötigen Support-Bedarf. Allerdings erhöht das AMS durch Purging den Materialverbrauch bei Multimaterial-Drucken.
Recycelbare Materialien
Der P1S kann problemlos mit recycelten Filamenten arbeiten. rPETG und recyceltes PLA drucken zuverlässig mit leichten Profil-Anpassungen. Dies ermöglicht einen nachhaltigeren 3D-Druck-Workflow.
Fazit: Eine lohnende Investition?
Der Bambu Lab P1S stellt eine ausgezeichnete Wahl für alle dar, die einen zuverlässigen, schnellen und vielseitigen 3D-Drucker suchen. Die Kombination aus geschlossenem Gehäuse, hoher Druckgeschwindigkeit, umfassender Automatisierung und exzellenter Druckqualität rechtfertigt den Preis vollauf.
Besonders hervorzuheben sind die Zuverlässigkeit und die geringe Fehlerrate. Während bei Budget-Druckern oft stundenlange Fehlerbehebung nötig ist, liefert der P1S konsistent gute Ergebnisse. Die eingesparte Zeit und Frustration sind schwer in Geld aufzuwiegen, machen aber einen erheblichen Teil des Mehrwerts aus.
Das geschlossene Gehäuse erweitert das Material-Spektrum erheblich und macht den P1S zur ersten Wahl für alle, die mit ABS, ASA oder anderen anspruchsvollen Filamenten arbeiten möchten. Zusammen mit dem optionalen AMS wird der Drucker zu einem vielseitigen Werkzeug für kreative und funktionale Projekte.
Kleine Abstriche gibt es bei der Offenheit des Systems – wer gerne Hardware-Modifikationen vornimmt oder vollständige Kontrolle über alle Aspekte haben möchte, findet bei Open-Source-Alternativen mehr Freiheiten. Für die große Mehrheit der Nutzer überwiegen jedoch die Vorteile des integrierten, gut optimierten Systems deutlich.
Wie schnell druckt der Bambu Lab P1S wirklich in der Praxis?
Der P1S erreicht theoretisch bis zu 500 mm/s, in der Praxis werden jedoch meist 200-300 mm/s verwendet, um optimale Qualität zu gewährleisten. Selbst bei diesen Geschwindigkeiten ist er 2-3x schneller als typische Budget-Drucker. Ein Benchy (Testmodell) benötigt etwa 18-22 Minuten bei Standardeinstellungen, während konventionelle Drucker 45-60 Minuten brauchen.
Brauche ich das AMS oder reicht der P1S alleine?
Der P1S funktioniert hervorragend ohne AMS als Single-Material-Drucker. Das AMS ist nur nötig, wenn Sie Multicolor-Drucke oder wasserlösliche Support-Materialien nutzen möchten. Für die meisten Anwendungsfälle – auch professionelle – reicht der P1S alleine vollkommen aus. Das AMS kann jederzeit nachgerüstet werden, wenn der Bedarf entsteht.
Welche Materialien kann ich mit dem P1S drucken?
Der P1S beherrscht praktisch alle gängigen FDM-Materialien: PLA, PETG, ABS, ASA, TPU (95A-98A), Nylon, Polycarbonat und Carbon-Filamente. Das geschlossene Gehäuse ermöglicht zuverlässige Drucke mit anspruchsvollen Materialien wie ABS und ASA ohne zusätzliche Heizung. Lediglich sehr weiche TPU-Varianten (unter 85A) und Materialien über 300°C sind nicht möglich.
Ist der P1S auch für Einsteiger geeignet?
Ja, der P1S ist trotz seiner Leistung anfängerfreundlich. Die umfassende Automatisierung (automatisches Bed-Leveling, Input Shaping, Flow-Kalibrierung) nimmt dem Nutzer die meiste Arbeit ab. Bambu Studio bietet voreingestellte Profile, die sofort funktionieren. Allerdings ist der höhere Preis für absolute Einsteiger eventuell eine Hürde – günstigere Drucker bieten mehr Lernmöglichkeiten, erfordern aber auch mehr Geduld.
Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen P1S und X1 Carbon?
Der Hauptunterschied liegt in den Premium-Features: Der X1 Carbon hat ein verstärktes Glasgehäuse statt Acryl, aktive Bettplattenkühlung für schnellere Druckzyklen, bessere Kammerbeleuchtung und einen integrierten Aktivkohlefilter. Die Druckqualität und -geschwindigkeit sind praktisch identisch. Der X1 Carbon lohnt sich vor allem für professionelle Anwendungen mit Produktionsfokus, während der P1S für die meisten Nutzer das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.